Platz 3 für Gjon’s Tears, alle News-Sendungen sind voll von Berichten. Der Bundespräsident gratuliert. Und plötzlich regt sich Begeisterung: Der Eurovision Song Contest ist «cheibe» toll.
Es war 1993 als die Schweiz zum letzten Mal so erfolgreich war: Annie Cotton holte mit «Moi tout simplement» Platz 3. Nun erneut Platz 3 für die Schweiz. Wobei man die Leistung von Gjon’s Tears in diesem Jahr deutlich höher gewichten muss. Gab es 1993 noch 25 teilnehmende Länder, waren es in diesem Jahr 39. Hinzu kommt der Ritterschlag der Fachjury: sie hievt Gjon auf Rang 1.
Bundespräsident Guy Parmelin gratuliert auf Twitter, Alain Berset huldigt Gjon’s Tears auf Instagram.
Magnifique interprétation, 1er rang du jury et 3ème place pour la 🇨🇭lors de ce concours international. Toutes mes félicitations à @GjonsTearsoff ! 🎉🥂🎊 #Eurovision
— Guy Parmelin (@ParmelinG) May 22, 2021
Und Sondersendungen stehen im Programm von SRF, etwa die Ausgabe von Gesichter & Geschichten zum Eurovision Song Contest, wo Gjon direkt nach seiner Ankunft in Zürich Platz im Studio nimmt. Auch ich bin mit dabei als Experte und Präsident des Eurovision Club Switzerland.
Und auch andere Medien berichten wie verrückt. Die Top-Meldungen der Online-Apps von 20 Minuten und Blick sind am Tag danach gefüllt mit Eurovision (jedoch auch mit gesuchten Geschichten). Jeder TV-Regionalsender bringt einen Bericht und grabt irgendeinen Bezug zum ESC aus. Bisherige Vertretende von Pepe Lienhard bis Marc Dietrich alias Cuco von Peter, Sue & Marc sind beliebte Interviewpartner. Schweiz Tourismus sieht es als beste Werbung für das Land. Die Schweiz wird plötzlich Eurovision-verrückt.
Es bleibt zu hoffen, dass sich die Schweiz auch im kommenden Jahr wieder daran erinnert, dass uns der Eurovision Song Contest doch irgendwie gefällt. Dass es Spass macht, hier dabei zu sein. Denn schweizerischer könnte der Anlass kaum sein: Der Suisse Romand Marcel Bezençon hats erfunden. 1956 ging der Concours in der italienischen Schweiz in Lugano zum ersten Mal über die Bühne. Und die Deutschschweizerin Lys Assia gewann zum ersten Mal mit «Refrain».
Selbstverständlich hoffen wir alle auf einen Sieg. Aber ich betone immer wieder: Bei 39 Teilnehmenden gibt es streng genommen einen Gewinner und 38 Verlierer. Und weniger streng genommen (und das ist die Version, die mir besser gefällt): Es ist ein riesen Gewinn, bei diesem europäischen Grossereignis dabei zu sein. Wo sonst sind alle so friedlich in einer Halle beisammen und freuen sich von ganzem Herzen für die anderen Nationen? Der Eurovision Song Contest, das ist wie «tout l’univers»!
Credits: SRF/Gesichter & Geschichten