Top in den Wettbüros, Nummer 3 im Rating der 40 OGAE-Fanclubs und einer der Favoritinnen von Conchita Wurst. Mei Finegold für Israel schien mit ihrem Song «Same Heart» alles zu haben, um ganz vorne mitzumischen. Doch sie schaffte es nicht einmal bis ins Finale. Warum bloss?
«It’s like a fairytale» – Es ist wie ein Märchen, meinte Mei Finegold nach einem ihrer Rehearsals für den Eurovision Song Contest 2014. Ein Märchen, das leider unglücklich enden sollte. Doch der Reihe nach. Mei Finegold wurde am 16. Dezember 1982 in Rischon LeZion in Israel geboren. Schon mit 8 Monaten pfiff sie Lieder in ihrem Bettchen. Bald schon träumte sie davon, einmal auf der grossen Bühne des Eurovision Song Contest zu stehen. Über den Chor im Dorf und kleinere Musicals schaffte sie es zu einer Untergrundsängerin. Im 2009 dann im Alter von 26 Jahren der grosse Erfolg. Mit ihrer Teilnahme an der 7. Staffel der Castingshow «Kochav Nolad» (A Star is born) und ihrem dritten Platz war tatsächlich ein Star geboren.
Eine Mischung aus Pink, Gaga und Beyoncé
Ein Star, der 5 Jahre später für den Eurovision Song Contest in Kopenhagen auserwählt wurde. Dazwischen war Mei erfolgreich in Musicals tätig, Leadsängerin in einer Elektropop-Gruppe und nach einem ihrer Auftritte brachte sie eben mal ihre Tochter Emily zur Welt. Im 2013 wurde sie für ihre Rolle in einem Musical als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet. Seit ihrer Kindheit ist Mei ein grosser Fan des Eurovision Song Contest. Entsprechend musste es in ihrem Lebensmärchen so kommen wie es kam: Im Januar 2014 nominierte sie das israelische Fernsehen IBA direkt als Repräsentantin in Kopenhagen. Es galt nur noch, unter 3 Songs den Eurovision-Song zu bestimmen. Dies geschah im März 2014. Die Wahl fiel auf «Same Heart», eine Song-Mischung aus Rock, Pop und Dance. Also für jede und jeden etwas dabei. Und der Song kam gut an. Wettbüros glaubten an eine Platzierung in den Top 10. OGAE international, ein Zusammenschluss aus 40 Eurovision-Fanclubs erstellte ein Gesamtranking, in dem Mei den 3. Platz belegte. Im Ranking des Eurovision Club Switzerland schaffte es Same Heart sogar auf den 2. Platz. Die grösste Adelung brachte ihr jedoch der englische «Mirror» entgegen: «Mei has the voice of Pink, the body of Gaga, the empowering angst of Kelly Clarkson and the dance moves of Beyoncé – so basically she’s pretty gosh darn amazing.» Oder Metro-News meinte: «Das beste Lied Israels seit Jahren». Somit beste Karten für den ESC im Mai 2014.
We don’t beat for the same heart!
Doch der Mai brachte Mei kein Glück. Am 8. Mai kurz vor 23 Uhr standen 9 Länder für den Einzug ins Finale fest. Es gab nur noch einen Platz , auf den zwei Favoritinnen hofften: Mei Finegold und Conchita Wurst bangten um das letzte Ticket ins Finale. Ausgerechnet die beiden Frauen, die gute Freundinnen wurden. Dann die Gewissheit: Europa’s Herz schlägt nicht für Mei, die Favoritin war out. Lange und enttäuschte Gesichter unter den Fans, Unverständnis bei den Israelis. Mit Bekanntwerden der tatsächlichen Platzierung (14 von 15) wurde das Unverständnis noch grösser. Tatsächlich: So richtig verstehen will das niemand. Woran lag es? Viele rätselten im Anschluss daran. Es könnte am Songtext gelegen haben. «I’m starting to rise, don’t need to be criticised; I’m not an animal in captivity», zeugt tatsächlich nicht von grossartigem Songwriting, wie im Trakai Island Castle Blog zu lesen ist. Hat das schlechte Abschneiden damit zu tun, dass Mei sehr selbstbewusst, fast Vamp-like auftrat und damit durchaus auch Angst machen kann (Metro-News). Lag es an der Bühnenshow? An der Kameraführung, die zu wenig Mei zeigte? Oder ist es am Ende doch das, was die meisten sofort verlautbarten: Politik und Antisemitismus? Niemand wird sagen können, woran es wirklich lag. Den treffendsten Kommentar fand ich auf Facebook von Ido Gonen auf einen Facebook-Post von esctoday: «I loved her as a singer and adored the song, but for some reason the performance on the night didn’t work. The staging, the camera work, the dancers and the backdrop were not utilized properly and the song being performed early on didn’t help.»
Wie auch immer: Das Märchen von Mei Finegold geht weiter. Mit ihrer Familie und natürlich als Sängerin. Kaum zurück in ihrer Heimat, erfüllt sie die Israelis mit Stolz. Mei singt den offiziellen Song zur Gay Pride in TLV: Sweet harmony. Wenn das kein Happyend für ein Märchen ist.
Foto: jon-invincible.blogspot.ch