Eurovision-Fans warteten gespannt auf den 24. Januar 2022. Nicht nur wegen der Auslosung der Halbfinale, sondern musste man auch davon ausgehen, dass endlich das Artwork zum ESC 2022 in Turin präsentiert werden würde. Normalerweise erfolgt das noch im alten Jahr. Bei Turin eben nicht. Und auch jetzt scheint die Veröffentlichung nicht wie geplant über die Bühne gegangen zu sein. Bereits am Freitag (21.01.) zirkulierten unter den Fans Bilder von Bannern der Eurovision-Stadt Turin. Und der Slogan «the sound of beauty». Um 20 Uhr dann die offizielle Veröffentlichung auf eurovision.tv. Ohne viel Text: Ecco, hier das Logo. Die Überlegungen würden am Montag nachgereicht. Aha.

Das Logo: oh no!
Als ich die Bilder vom vermeintlichen Logo am Freitag sah, kam ich sofort zum Schluss: Nein, das kann nicht das Logo sein. Es sieht zu gebastelt aus. Doch die Befürchtungen wurden wahr. Der Schriftzug von «the sound of beauty» passt weder zu Contest, noch zu Turin noch zum Logo des ESC. Das helle Mint und die Schrift – einfach grässlich. Das Logo selbst von Turin gleicht einer alten Eurovision-Tafel. Die Linien sind filigran, es wirkt überladen. Vor allem weiss jeder Grafiker, dass ein Logo skalierbar sein muss für eher kleine Anwendungen. Dies dürfte mit den feinen Linien schwierig sein. Auch nimmt es zu viel Platz ein, während die Schrift kaum noch wirkt. Und dann die Integration des Sponsors Moroccanoil. Man schaue sich die beiden Schriftzüge an. Dass ein Sponsor so dominant in ein Logo integriert wird, hat es in der ESC-Geschichte noch nie gegeben. Okay, es ist 2022 und ein Event brauch Sponsoren. Aber wirklich so? Ich glaube nicht, dass dies den Sponsor wirklich sympathisch rüberkommen lässt. Und schaut man schliesslich die Kombination beider Elemente an (links der Slogan, rechts das Logo), dann wirkt dies erst recht gebastelt. Deshalb fiel in den Kommentaren das eine oder andere Mal «Canva» – eine Software, wo selbst Grafik-Laien unter vorgefertigten Templates immer was finden.
Mich haben die Slogans bisher immer schampar gut gedünkt: Open up, Dare to Dream, All Aboard, Celebrate Diversity, Come together, Building Bridges oder #JoinUs waren starke Botschaften, die sehr passend zur Zeit waren und sehr gut mit dem Logo harmonierten. Ich erinnere an «All aboard» und einem Meeres-Artwork, das den perfekten Link zur Seefahrernation Portugal schaffte. Nun geht «the sound of beauty» an den Start. Ich bin in der Kommunikation daheim und habe eines immer gelernt: zu hinterfragen, was man gerade liest. Nun denn: Was will uns der Slogan überhaupt sagen? Ich finde es auch beim Nachdenken nicht raus. Er klingt zwar schön (im wahrsten Sinne des Wortes), aber viel mehr auch nicht. Ich sehe keine Message. Ich sehe keine Aufbruchstimmung passend zur Endemie. Ich sehe keine Botschaft an die Verständigung unter Menschen. Und so bin ich einfach sehr gespannt, wie man das diesjährige Artwork zu einer «Beauty» schönerklären möchte. Und wie das Bühnendesign dazu schön ins Konzept passt. Beauty never lies …
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