6 ganz unterschiedliche Lieder, aber nur ein Ticket für Lissabon. ZIBBZ sind ihrer Favoritenrolle gerecht geworden und haben es gelöst. Es war ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Alejandro Reyes und dieses blieb bis zur letzten Sekunde spannend. Am Schluss holten Co und Stee jedoch 153 Punkte und den Sieg.
Reto Peritz hatte es uns angekündigt: Das neue Voting- und Punktevergabesystem mit einer internationalen Jury und den Punkten der Zuschauern sollte bis zum letzten Moment spannend bleiben. Und das war auch so. Erst mit der Vergabe der Publikumspunkte an den den zweitplatzierten Alejandro Reyes standen die grossen Gewinner des Abends fest: ZIBBZ!
Die Ersten werden … die Ersten sein
Sie eröffneten den Abend. Energetisch und in jeder Sekunde genossen Co und Stee ihren Song «Stones» auf der Bühne, die mit zwei pyramidenförmigen LED-Strukturen verziert war. Und es war die erste Standing Ovation des Abends! Das Luzerner Duo bestätigte damit das Vorhersage-Panel von douzepoints.ch. Trotz ungünstigem 1. Platz (seit 18 Jahren qualifizierte sich in der Schweiz kein Akt mehr vom 1. Startplatz aus). Eine schöne Leistung für die beiden sehr sympathischen Deutschschweizer. Sie holten insgesamt 153 Punkte, 30,64 % der Zuschauer stimmten für sie und setzten sie auf Rang 1, ebenso die Jury. Ein verdienter Sieg also!
Überzeugender Alejandro
Redlights war ein rotes Tuch
Vanessa Iraci wollte uns mit ihrem Song «Redlights» Gänsehaut bereiten. Alles war dafür gemacht: Ein kraftvoller Hit von Milanov, dem bulgarischen Komponisten mit vielen Erfolgen bei ESC. Startplatz Nummer 6. Eine schöne Inszenierung von SRF. Und beim Recap der 6 Songs ein sehr vorteilhafter Ausschnitt. Trotzdem gelang es der 32-jährigen Deutschen nicht, die Schweizer Öffentlichkeit zu begeistern. Nur Rang 5 bei den Zuschauerstimmen, schaffte sie es schliesslich auf den 3. Platz mit einem Punkt Vorsprung auf Chiara Dubey und 2 Punkten Vorsprung auf Angie Ott. War Vanessa am Schluss doch zu selbstsicher unterwegs und wirkte abgebrüht und überheblich? War es eine Art Deutschland-Aversion, die auch im französischsprachigen Kommentar zum Ausdruck kam, wo sie als einzige Nicht-Schweizerin vorgestellt wurde? Vielleicht hätte SRF für den Song besser eine andere Künstlerin gewählt …
Ein stimmiges Gesamtbild
Aber auch die anderen drei Finalisten haben dazu beigetragen, dass die SRF Entscheidungsshow als Erfolg gewertet werden darf. Angie Ott hat ihren Song «A Thousand Times» voller Emotionen rübergebracht. Noch beim Interview war sie gerührt und vergoss Tränen. Mit einer Künstler, die so talentiert und so sensibel ist, hätten wir gerne eine subtilere und harmonischere Inszenierung gesehen. Und dennoch, man spürte die Unsicherheit von Angie Ott. War es die Angst, erneut den Sieg zu verpassen wie bei «The Voice»? Wir glauben an Angie und freuen uns auch in Zukunft auf sie als Eurovision-Anwärterin. Allein sie sollte auch daran glauben.
Ein Lied ohne Musik zu beginnen ist ein riskantes Unterfangen. Dennoch gelang es der Tessinerin Chiara Dubey. Ebenfalls mit viel Gefühl sang sie ihren Song «Secrets and Lies». 17,59 % der Publikumsstimmen holte die Tessinerin. Vielleicht musste sie sich einfach zu fest verbiegen und konnte gleichwohl nicht 100 % hinter dem Song stehen. Und dann gab es noch Naeman. Er schien den ganzen Abend sehr nervös zu sein. Am Anfang sagte er auch gleich, dass er müde von den ganzen Vorbereitungen sei. Und so fühlte es sich auf der Bühne an. Leider haben wir den jungen und aufgeweckten Mann, den wir in Bern kennengelernt haben, nicht wiedergefunden. Dennoch: Ein stimmiges und vor allem cooles Gesamtpaket. Sein Tanzen hat uns jedoch deutlich besser als sein Gesang gefallen. Aber wie Naeman richtig sagt: Eine wichtige Erfahrung auf seinem Weg. Wir hoffen, dass er sich noch in ganz vielen Bereichen weiterentwickeln kann.
Auf nach Lissabon!
ZIBBZ mit «Stones» bei der Entscheidungsshow 2018 in Zürich.
Bilder: SRF/Mirco Rederlechner
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