Sie hatten eine eigene Reality-Soap bei Joiz. Leben zeitweise in Los Angeles. Stehen mit Gölä auf der Bühne. Nichts, was nicht zu ZIBBZ passen würde. Die beiden Geschwister Co und Stee haben ein Erfolgsrezept: Sie haben Spass an dem, was sie machen und sind einfach sich selbst. Ihre gewinnende Art spürten wir förmlich, als wir ihnen im Berner Café Wartsaal gegenübersassen. Ein Interview über Bullying, sich selbst sein und was für sie Gewinnen heisst.
douzepoints.ch: Gratulation zu eurer Qualifikation. Wie ist es dazu gekommen?
Co: Wir überlegen uns schon seit einigen Jahren, beim Eurovision Song Contest mitzumachen. Wir hatten bisher aber einfach nicht den richtigen Song. Wir müssen wirklich total von einem Song überzeugt sein. Und jetzt konnten wir einen schreiben, hinter dem wir voll und ganz stehen und der eine riesige Bühne verdient.
Stee: Wir gingen an das Songwriting-Camp und dann ist «Stones» entstanden. Und der passt einfach perfekt.
Was ist das für ein Gefühl?
Co: Sobald mir das jemand sagt, kribbelt es im Bauch. Ich freue mich drauf, bin aber auch nervös. In den 3 Minuten in Zürich und vielleicht in Lissabon muss einfach alles sitzen. Das wird einer der grössten Momente in meinem Leben sein.
Was würde im Wikipedia-Eintrag von ZIBBZ stehen?
Stee: Dass wir Geschwister sind und schon von klein auf Musik machen. Bereits als Teenies haben wir die ersten Songs zusammen geschrieben. Die haben noch recht schlimm getönt, wurden aber immer besser. Nach verschiedenen Versuchen haben wir jetzt unser zweites Album «it takes a village» rausgegeben.
Co: Was uns ausmacht: Wir sind Musiker. Das ist alles, was wir machen. Wir sind in verschiedenen Musikrichtungen daheim, arbeiten im Studio oder live und mit verschiedenen Bands. Wir leben voll das Musikerleben und setzen alles darauf.
Welche 3 Adjektive passen zu euch beiden?
Stee: Also zu Co passen zielstrebig, professionell und gnadenlos. Und gnadenlos ist nicht negativ gemeint.
Co: Chaotisch, talentiert und auch gnadenlos.
Was sind die wichtigsten Meilensteine von ZIBBZ?
Stee: Ein wichtiger gemeinsamer Punkt war der Entscheid vor 6 Jahren, ins Ausland zu gehen. Wir schauten uns London, New York und Los Angeles an. Wir haben uns dann für Los Angeles entschieden und merkten , das ist der Ort wo wir Musik machen, leben und träumen möchten. Das hat unsere Musik geprägt. Bedeutend war auch, als wir zum ersten Mal im Hallenstadion spielten.
Co: Für mich sind es Momente auf der Bühne, die einschneidend sind. Einmal kam Prince unverhofft an ein Konzert von uns. Wie er da mit seinen Ladies reinkam, um den Hals eine glitzernde Kugel und einen Stock, der ebenfalls glitzerte. Ich konnte einmal mit Donna Summers ein Duett singen, das werde ich nie vergessen. Und mit Gölä haben wir viel gemacht. Einmal spielten wir vor 24 000 Menschen. Was ich auch nie vergesse: Eine der grösseren Shows in Zürich im Exil nachdem unser erstes Album rauskam. Das Publikum sang unsere Lieder so laut mit, dass ich aufhörte zu singen – da war ich einfach überwältigt und musste weinen.
Wie ist das, als Geschwister zusammenzuarbeiten? Mag man da noch Weihnachten oder Silvester zusammen feiern?
Co: Also zusammen gefeiert haben wir schon. Viele meinen, wir würden nicht auch noch freie Zeit miteinander verbringen. Aber wir haben den gleichen Freundeskreis und machen viel zusammen. Wir haben jedoch die Regel, dass wir mit Freunden nicht über Business sprechen. Wir wohnen zusammen, wir reisen zusammen und wir arbeiten zusammen. In der Zeit mit Freunden ist wirklich Pause und das tut gut.
In euren Posts auf eurer Facebook-Seite sieht man, dass ihr richtig Spass habt. Was ist für euch am meisten Fun?
Stee: Ich mag es, etwas zu kreieren. Früher baute ich liebend gerne über Nacht Lego-Schiffe zusammen. Bei einem Song ist es das Gleiche, das macht mir riesigen Spass. Und natürlich auch, mit den Songs aufzutreten.
Co: Bei mir ist es definitiv, auf der Bühne zu stehen. Du schaust ins Publikum und merkst, wie du ihren Tag ein wenig verbesserst. Mit Musik, einem dummen Spruch oder durch das Tanzen. Du bist eins mit dem Publikum, wie in einer anderen Welt und vergisst den Alltag. Und sie auch, wenn du es gut machst. Das ist der schönste Moment.
Wer sind eure musikalischen Vorbilder?
Co: Gesanglich ist es sicher Tina Turner. Es wäre ein Traum für mich, ihr mal zu begegnen. Oder dann Pink. Und viele Künstlerinnen, die Blues singen. Du machst die Augen zu und spürst sie einfach. Gesang muss vom Bauch kommen und nicht vom Kopf.
Stee: Musikalisch und von den Produktionen her ist mir Twenty One Pilots nahe. Oder Imagine Dragons, weil sie eine unglaubliche Energie haben. Und natürlich Muse oder Pharrell Williams. John Bonham von Led Zeppelin inspiriert mich als Schlagzeuger.
Ihr gebt eine Dinner-Party für Freunde: Unter welchem Motto steht diese, was gibt es zu Essen und was für Musik läuft?
Beide: Musik ist einfach, wir würden Oldies wählen, 60s, 70s, 80s, aber nicht 90s. Zum Essen: Wir sind nicht gut im Kochen. Also eigentlich finden wir, dass wir gut sind (lachen) … Wir würden für verschiedene Pasta mit feinen Saucen und Gemüse sorgen. Als Motto vielleicht «Lehn dich aus dem Fenster» oder «Spreng deine Grenzen». Oder «so schlimm wie möglich» oder «nicht ganz 100», so in diese Richtung.
Ich gebe euch nun immer zwei Begriffe, für einen müsst ihr euch entscheiden: Konzert in einer Turnhalle oder Eurovision Song Contest?
Eurovision
Ein Song mit der getunten Toys’r’us Spielzeuggitarre Frida oder ein ESC-Song
Co: ESC-Song, alles ausser Frida.
Stee: Also Frida bin ich eigentlich treu, aber okay.
Für dich Co: Musical oder Rock?
Rock
Ein Abend mit Schauspieler Di Caprio oder Gitarrist Slash?
Beide: Slash. Der hat sicher viel Storys auf Lager. Und Di Caprio hatten wir schon mal.
USA oder Schweiz?
Co: Schweiz. Ich war nie USA-Fan, aber Los Angeles tickt anders.
Stee: Shte oder Stee? Und Coco oder Co?
Stee: Das war mal eine kurze Idee, weil die Leute es falsch aussprachen. Aber es bleibt bei «ee»
Co: Am liebsten bin ich Co. Alle meine Freunde sagen mir Co. Das ist kurz. Bei Joiz sagten sie aber damals, wir können nicht Co schreiben, nur zwei Buchstaben, das kann auch für Company stehen. Deshalb manchmal auch Coco. Aber ich mag Co besser.
Céline Dion oder Anna Rossinelli?
Co: Anna Rossinelli. Céline Dion ist eine Legende. Aber ich hätte wohl eher die CD von Anna im Auto.
ESC gewinnen oder auf Konzert-Welttournee gehen?
Co: Also, wenn wir in jeder Stadt in Hallen spielen können, dann gehen wir doch auf Welttournee (lacht).
Stee: Der ESC wäre eine Etappe. Und dann gehen wir auf Tournee.
«Stones» oder «Fairytales»
Co: «Fairytales» habe ich sehr gerne, aber «Stones» ist grad aktuell. Ich freue mich darauf, diesen Song zu singen.
Der Eurovision Song Contest wird manchmal auch als kommerziell verschrien. Passt ihr da überhaupt dazu?
Co: Wir sind doch auch kommerziell. Der ESC ist heute vielfältig, es treten wieder verschiedene Musikrichtungen an. Common Linnets oder Salvador Sobral sind beste Beispiele. Ein Akt wie wir hat heutzutage mehr Chancen als vor zehn Jahren.
Erzählt uns etwas über euren Song: Wie ist er entstanden? Welche Aussage hat er und welche Bedeutung hat er für euch?
Stee: Geschrieben haben wir den Song zusammen mit Laurell Barker, einer Songwriterin aus Kanada. Wir wollten einen groovigen Song machen, der fliesst, läuft, einen fetten Beat hat und zu Co’s Stimme passt. Und er hat eine tief gehende Botschaft, es geht ums Steine werfen, um Hating in der heutigen Zeit. Vor allem online nimmt das immer wie mehr zu.
Co: Genau, Bullying. Ich sagte mir: Wenn man auf einer so grossen Bühne steht, dann muss man die Chance nützen, um eine Message zu verbreiten. Conchita beispielsweise hatte eine Message. Mit ihrer Performance veränderte sie die Welt. Mit unserem Songtext über Bullying möchten wir die Leute zum Überlegen bringen. Das beschäftigt mich seit jeher. Lasst einander einfach leben. Es ist höchste Zeit, zusammenzuhalten.
Was ist eure erste Erinnerung an den Eurovision Song Contest?
Co: Obwohl ich noch nicht auf der Welt war, verbinde ich ABBA damit. Sie sind für mich Sinnbild des ESC. Und sie haben damit ihre grosse Karriere gestartet.
Stee: Und natürlich Céline Dion, für die nach ihrem Auftritt eine Weltkarriere losging. Der ESC ist grösser als der Superball, ein unglaubliches Ding.
Gibt es Schweizer Beiträge, die ihr besonders gut fandet?
Co: Anna Rossinelli fand ich besonders gut, eine tolle Show und sie singt super gut, du spürst das Herz, mit dem sie dabei war. Auch Lovebugs fand ich gut. Ich weiss nicht, warum sie so schlecht abschnitten. Vielleicht passten sie damals einfach nicht in die Zeit, heute wäre es sicher anders.
Habt ihr den letzten ESC geschaut? Was denkt ihr über das Gewinnerlied «Amor Pelos Dios» von Salvador Sobral?
Stee: Ich finde es richtig «Rock’n’Roll» in der heutigen Zeit, so etwas Spezielles zu machen. Es stach heraus, durch das es so speziell war. Keine Effekte, kein Feuerwerk, einfach er und seine Stimme. Es war eine rührende Performance. Und mutig.
Co: Du spürst den Menschen. Das spüren die Leute. Heute ist nicht mehr die Zeit, wo die schönste Frau mit dem schönsten Kleid und dem schönsten Body gewinnt. Sondern der, der ehrlich ist und seine Performance ehrlich rüberbringt.
Woran werdet ihr bis zur Entscheidungsshow noch besonders arbeiten?
Co: Wir bringen Look, Performance und Bühne zu einem Ganzen. Wir überlegen uns, wie das übers Fernsehen rüberkommt. Es gibt so viele Möglichkeiten. Wir haben gerade ein 3D-Modell erstellt und filmen es ab.
Stee: Je mehr du selber an deiner Performance mitarbeiten kannst, desto authentischer und persönlicher wirkt es und umso mehr kannst du dich auf der Bühne wohlfühlen.
Co: Es ist uns wichtig, dass wir uns selbst sein können und nicht verbiegen müssen. Wir sind wie wir sind, einfach etwas grösser und geschliffener fürs Fernsehen.
Was denkt ihr, wie eure Chancen am 4. Februar 2018 stehen?
Stee: Ich glaube, wir haben gute Chancen. Wir ziehen unser Ding durch.
Co: Wir können einfach nur das Beste geben. Wir wollen gewinnen, auch wenn wir nicht gewinnen. Wir gewinnen, indem wir eine souveräne Show hinlegen und dann gewinnen die Leute – auch wenn wir nicht nach Lissabon fahren sollten.
Angenommen, ihr fährt für die Schweiz nach Lissabon? Was ist euch als Schweizer Vertretung besonders wichtig?
Co: Auch dort: Gewinnen, auch wenn wir nicht gewinnen. Eine so gute Show abliefern, dass wir das Leben lang stolz auf uns sein können. Also ich will mir nichts vormachen und zum Sieg braucht es ganz viel …
Stee: Man weiss nie, man weiss nie …
Co: Stee ist ein absoluter Gewinnertyp, der gewinnt immer, jedes Spiel.
Stee: Ja, du musst mit einer Leichtigkeit ran.
Co: Stee wird gewinnen und darum habe ich ihn in meinem Team (lacht).


Und was, wenn es nicht klappt? Wie geht eure Karriere dann weiter?
Co: So, wie wir bis jetzt gefahren sind. Wir machen weiterhin Musik. Aber Eurovision wäre schon ein «life changer».
Ihr habt irgendeinen Wunsch frei, der aber nichts mit Eurovision zu tun hat. Was wünscht ihr euch?
Stee: Ein Glas Wasser, ich habe Durst nach dem Kaffee.
Co: Dieses Bullying-Thema liegt mir am Herzen. Dass man niemanden mehr runtermachen kann. Sobald jemand etwas Schlechtes sagt, sollte die Person sofort verstummen.
Stee: Ein Kind würde wohl sagen, tausend weitere Wünsche. Mir ist vor allem wichtig, weiterhin das machen zu können, was ich liebe.
Und zum Schluss: Warum sollen die Leute für ZIBBZ anrufen?
Stee: Weil wir das Beste geben und uns selber sind.
Co: Man kann die Leute nicht überreden, etwas gut zu finden. Die Leute spüren es und dann sollen sie anrufen. Das Publikum wird dann schon richtig entscheiden.
Co und Stee, danke vielmals. War toll, euch kennenzulernen.
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Bilder: douzepoints.ch
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