Erst coverte er Songs von Justin Bieber auf YouTube, dann schaffte er es in den Recall bei «Deutschland sucht den Superstar» und schliesslich kam er ins Halbfinale bei «Die grössten Schweizer Talente». Und doch zog es Naeman auf die Strasse, wo er mit über 180 Auftritten die Menschen berührte und sich fand. Jetzt sieht er seine nächste grosse Chance im ESC: Es ist der «big deal» für Naeman. Das Interview aus der Private Lounge im Hotel Schweizerhof in Bern.
douzepoints.ch: Gratulation zu deiner Qualifikation. Wie ist es dazu gekommen?
Naeman: Ich habe mir Gedanken gemacht, wie ich meine Karriere pushen könnte. Nach Strassenmusik und den Castingshows will ich zeigen, dass ich einiges zu bieten habe. Und der ESC ist eine ideale Plattform dafür. Das motivierte mich zum Mitmachen.
Und was ist das für ein Gefühl, Anwärter für die grösste TV-Show der Welt zu sein?
Das ist ein cooles Gefühl. Es ist eine grosse Ehre, macht mich aber auch richtig nervös. Als Sänger bei solchen Shows braucht es Glück, aber es steckt auch «hard work» dahinter. Ich bin mega dankbar, dass ich dabei sein darf. Ich kann nichts verlieren, nur gewinnen.
Was sind 3 Adjektive, die dich beschreiben?
Zielstrebig. Fair. Und «hard work», ich gebe alles, bin engagiert und perfektionistisch.
Was sind die wichtigsten Stationen in deiner Karriere?
Angefangen hat alles vor 5 Jahren mit «Deutschland sucht den Superstar» DSDS. Ich bin zwar nicht weitergekommen, aber das gab mir einen «Schupf», erst recht weil ich rausgeflogen bin. Ich wollte unabhängig von Castingshows vorankommen. Deshalb machte ich dann Strassenmusik. Auch die Teilnahme bei «Die grössten Schweizer Talente» war ein Highlight für mich. Das hat mir vor allem national Schub gegeben. Mit Strassenmusik fuhr ich weiter, schaffte an mir und habe nun das Gefühl, mich selber zu sein. Ich habe weniger aufs Internet wie YouTube gesetzt, sondern auf «hard work». 4 bis 6 Stunden spielte ich jeweils an ein bis zwei Tagen pro Woche in verschiedenen Städten. Total spielte ich 180 Mal in über 30 Städten und 15 verschiedenen Ländern in den letzten 4 Jahren. Ich bin stolz auf die Castingshows, aber die Strassenmusik habe ich mir selber erarbeitet und auf das bin ich wirklich stolz. Du hast direkt Feedback von den Leuten, es ist die schönste Art zu performen. Nicht wegen des Geldes, nicht wegen des Ruhms sondern wegen Menschen, die sich Zeit nehmen für dich, die Sache und fürs Herz.
22 000 Follower auf Instagram, 20 000 Fans auf Facebook und 16 000 Abonennten auf YouTube. Social Media spielt eine wichtige Rolle in deiner Karriere. Angenommen das gäbe es nicht, wie hättest du deine Karriere gestartet?
Ich gehöre zu einer Generation, die das nutzt. Und ich habe mich damit selber gepusht. Ich hatte das Gefühl, dass dies meine Karriere unterstützen könnte. Wer kauft heute noch CDs, wenn es Social Media gibt? So gesehen, ist es einfach am Puls der Zeit.
Was war dein grösstes persönliches Highlight in deinem bisherigen Leben?
Ich bin sehr froh und stolz über meine Single «My Story». Sie ist vielleicht nicht sehr bekannt und brachte mir keinen Durchbruch, aber sie bedeutet mehr sehr viel.
Wer sind deine musikalischen Vorbilder?
Justin Timberlake is my favorite ever. Nicht nur seine Songs, auch sein Tanzen – die Kombi machts. Es gibt sicher einige, die besser tanzen. Und einige, die besser singen. Er macht beides zusammen so brutal gut, er trifft jeden Ton während er die klassischen Moves macht. Das ist für mich wahres Talent. Und natürlich hard work.
Du gibst eine Dinner-Party für Freunde: Unter welchem Motto steht diese, was gibt es zu Essen und was für Musik läuft?
Musik ist klar: RnB, Pop und Hip-Hop gemischt. Black and White als Motto. Zum Essen nichts allzu Nobles, aber auch nicht zu cheap. Einfaches und gutes Fleisch. Lamm muss dabei sein. Genau: Barbecue is always good.


Ich gebe dir nun immer zwei Begriffe, für einen musst du dich entscheiden: Strassenmusik oder Eurovision Song Contest?
Eurovision Song Contest. Strassenmusik habe ich vor 6 Monaten aufgegeben.
«Deutschland sucht den Superstar« oder «Die grössten Schweizer Talente»?
Die grössten Schweizer Talente
«Die grössten Schweizer Talente» oder Eurovision Song Contest?
Eurovision Song Contest
«Kiss Me» oder «My Story»?
Uh, das ist gemein. Ich entscheide mich für «Kiss Me».
Gitarre oder Singen?
Beides. Wenn ich entscheiden müsste, dann Singen. Aber das eine geht irgendwie nicht ohne das andere.
Holland oder Schweiz?
Wow, gut informiert, ich bin halb Holländer. Das ist so gemein. Eigentlich ist es klar, im Alter von 2 bis 3 bin ich in die Schweiz gekommen und hier aufgewachsen. Von dem her: Schweiz.
Englisch oder Deutsch reden?
Yeah, English!
Thurgau oder Zürich?
Uiiii. Zürich. Oder Thurgau? Also, Thurgau. Das isch herzig! Zürcher werden ja manchmal als arrogant bezeichnet.
Justin Bieber oder Naeman?
Was ist das für ein Vergleich? Ganz klar Naeman!
Eigene Tour oder den ESC gewinnen?
Klar eine eigene Tournee
Kommen wir nun auf Eurovision zu sprechen. Du hast mal gesagt, in Schweizer Köpfen «mache man keine Strassenmusik». Wie steht es denn mit Eurovision: Macht «man» das?
Letztlich muss man machen, was man selber will, Musik, Party, egal was. Ich denke, man macht das eher als Strassenmusik. Es ist ein «big deal», etwas, was nicht einfach zu erreichen ist und nicht jeder machen kann. Im Gegensatz zur Strassenmusik. Dahinter steckt also eine ganz andere Motivation, mit dem Ziel zu gewinnen. Und natürlich, um bekannt zu werden.
Wie ist dein Song entstanden? Was ist seine Message?
Am Song haben mehrere Leute zusammengearbeitet. Ein Producer aus Schweden und ein Songwriter aus der Schweiz haben ihn zusammen entwickelt. Erst mit der Zeit hat sich dann der Titel «Kiss Me» rausgebildet. Es ist ein packender, gefühlvoller Song. Es ist mehr als ein klassischer Pop-Song. Der Titel sagt alles aus. Es ist wie ein Flirt, aber als Monolog. Ihr müsst ihn euch anhören!
Was verbindet dich mit dem Eurovision Song Contest?
Es ist wie die Weltmeisterschaft im Singen. Für mich wäre es ein unglaublich schöner Gedanke, die Schweiz dort vertreten zu können. Es würde nicht um mich gehen, sondern darum, die Schweiz dort zu vertreten. Wie an einer Olympiade.
Was sind deine ersten Erinnerungen an den ESC?
Grosse Bühne, europaweit, all die Acts und unterschiedlichen Musik-Styles, Sänger. Das habe ich schon noch cool gefunden.
An was wirst du bis zur Entscheidungsshow noch arbeiten?
Ich werde nicht nur singen, sondern auch tanzen. Das ist nicht das erste Mal, aber gleichwohl eine Challenge. Wenn du mit Choreos Gas gibst, musst du dich mega auf den Gesang konzentrieren. Und umgekehrt. An beidem muss ich noch schaffen. Ich will so locker werden, dass ich sagen kann: «Go out there and have fun». Ich will einfach nichts verkacken, will 100 % gegeben haben.
Was wäre dir besonders wichtig, wenn du als Schweizer Vertreter nach Lissabon fährst?
Dass ich noch mehr an mir arbeiten kann, ein Backup von SRF hätte und die Medien hinter mir stehen.
Was, wenn das mit Eurovision nicht klappt? Wie geht deine Karriere weiter?
Egal ob, es klappt oder nicht, ich war schon unter den letzten Sechs. Und das Ganze gibt mir wieder einen Push. Sollte ich die Entscheidungsshow nicht gewinnen, werde ich sowieso Gas geben. Dann natürlich mehr «on my own». Und wer weiss, welche Türen sich öffnen.
Du hast irgendeinen Wunsch frei, der aber nichts mit Eurovision zu tun hat. Was wünschst du dir?
Auf Tournee zu sein, eigene Songs. So bekannt, dass sich die Lokale füllen. Und eine Plattenfirma, die hinter mir steht und unter die Arme greift. Aber am Schluss einfach, happy zu sein. Mit mir selber und den Menschen um mich.
Und zum Schluss: Warum sollen die Leute für dich anrufen?
Weil ich in der Schweiz das Militär gemacht habe und einen Schweizer Pass habe, okay? (grölt) Im Ernst: Die Leute sollen selber entscheiden. Ich bin wie ich bin, verstelle mich nicht. Ich glaube, dass meine Nummer mit Tanzen und Singen international gut funktioniert und verhebt. Ich weiss, dass ich nicht der beste Sänger bin, aber das Gesamtpackage wird ziehen.
Cool, thank you Naeman!
Naeman im Internet: Facebook, YouTube, Instagram
Bilder: douzepoints.ch
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