Bereits 2015 wollten sie die Schweiz am Eurovision Song Contest in Wien vertreten. Zwar waren Timebelle mit «Singing About Love» Favoriten und gewannen das Publikumsvoting, doch die Jury verhalf Mélanie René und «Time To Shine» zum Sieg. Wir trafen Miruna und Emanuel und wollten von ihnen wissen, was sie in den letzten 2 Jahren machten, warum sie es nochmals wissen wollen und wieso von der alten 6er-Formation nur noch 3 auf der Bühne stehen.
douzepoints.ch: Gratulation, ihr seid einmal mehr in der Schweizer Entscheidungsshow für den Eurovision Song Contest. Wo wart ihr, als ihr die Nachricht erhalten habt? Und was war das für ein Gefühl?
Emanuel: Nach dem Live-Check gingen wir gemeinsam griechisch essen. Dort erhielten wir den Anruf.
Miruna: Und wir schreiten vor Freude. Wir haben es gehofft, aber nicht erwartet.
Was hat Timebelle in den letzten 2 Jahren so gemacht?
Miruna: Wir haben hier in der Schweiz viele Konzerte gegeben. Wir haben viel zusammen geübt, an unseren Auftritten gearbeitet. Und verstehen nun noch besser, wie das Schweizer Publikum tickt. Natürlich haben wir viel Musik gemacht und verschiedene Genres ausprobiert: Latino, Pop-Rock, Funk, Rock.
Emanuel: Dabei haben wir geschaut, was die ideale Richtung für uns sein könnte. Und vor allem auch, wobei haben wir am meisten Spass, wenn wir auftreten.
Beim Auftritt am Live-Check wart ihr noch 3 von der ursprünglichen Formation. Wir kommt das?
Emanuel: Wir sind immer noch zu sechst. Eurovision ist aber ein Gesangswettbewerb, wo die Stimmen und weniger die Instrumente zählen. Vor zwei Jahren war Miruna etwas einsam als Sängerin. Darum haben wir uns entschieden, 3 Back-Vocals auf die Bühne zu nehmen.
Und wie war es, diese Entscheidung zu treffen?
Miruna: Das war sehr einfach, wir sind da sehr flexibel. Wir haben alle noch unsere eigenen Projekte nebenher. Deshalb haben wir auch gegenseitiges Verständnis und stellen die Interessen von Timebelle in den Vordergrund. Und es geht schliesslich auch um den Song, den wir bestmöglichst transportieren wollen. Apollo braucht kein Akkordeon oder ein Saxophon, deshalb muss man rationell jene Instrumente auswählen, die zum Song passen. Aber selbstverständlich nehmen wir die andern drei mit nach Kiew.
Welche 3 Dinge müssen wir über Timebelle wissen?
Emanuel: Wir geben nie auf. Wir sind spontan. Und wir sind voller Energie.
Miruna: Wir sind ehrgeizig, dynamisch, flexibel und lieben es, kreativ und verrückt zu sein.
Apropos verrückt: Gibt es irgendeinen Auftritt, der so verrückt war, dass ihr in vergessen wollt?
(Emanuel lacht und sagt): Neineinnein, das wollen wir vergessen …
Miruna: Jajaja, das müssen wir sagen. Es war ein Konzert in Bischofszell und ich kannte nicht alle Liedtexte auswändig. Deshalb hatte ich Blätter mit den Liedtexten auf dem Notenständer. Der Boden war nicht sehr stabild und immer wenn ich mich bewegte, flogen runter. Ich sammelte die Blätter wieder auf, legte sie zurück und schon fielen sie wieder runter. Und so ging das das Konzert durch. Zum Glück hatten wir ein super Publikum!
Und was war euer grösstes musikalisches Highlight?
Miruna: Mein Highlight ist ein Konzert am Churer Fest für Radio Südostschweiz. Wir waren in einer engen Strasse in der Altstadt. Und es gab eine riesige Menschenmasse. Wir sangen und machten Musik und die Leute machten unglaublich mit. Das war fantastisch.
Könnt ihr von eurer Musik leben?
Emanuel: Musik ist schon unser Leben. Aber wir haben nicht nur Timebelle. Samuel und ich unterrichten, Miruna ist auch noch Schauspielerin.
Wer inspiriert euch musikalisch?
Miruna: Mich selbst inspiriert Freddie Mercury. Seit ich ein Kind bin, höre ich seine Musik. Mein Bruder sammelte alle seine Kassetten. Und natürlich Bejoncé. Aber auch Rihanna, George Michael.
Emanuel: Und unter Schweizer Sängern finden wir Stefanie Heinzmann beeindruckend.
Was macht ihr in eurer Freizeit?
Emanuel: In letzter Zeit gehe ich viel Skifahren.
Miruna: Das ist weniger etwas für mich. Ich zog mir beim Skifahren eine Knieverletzung zu. Ich verbringe sehr gerne Zeit mit meiner Nichte, schaue Filme oder koche mit meiner Familie. Und ich liebe es, in den Strassen zu laufen. Lange Spaziergänge liebe ich.
Ihr habt zum Song «Desperado» ein Video gedreht. Dort tanzt ihr beiden sehr eng umschlungen. Man könnte meinen, ihr seid ein Paar. Ist da was dran?
Miruna (lacht): Ja, das könnte man denken. Das war auch die Absicht.
Emanuel: Das ist unser Privatleben …
Im Video zu «Desperado» tanzen Miruna und Emanuel von Timebelle eng umschlungen. Sind sie privat ein Paar?
Miruna, du lernst im Moment Deutsch. Wie kommst du voran? Und möchtest du in die Schweiz wohnen kommen?
Miruna: Ich komme gut voran mit Deutsch, ich liebe es, die Sprache zu lernen. Ich hoffe, ich kann bald Unterhaltungen führen, ohne Fehler zu machen. Das ist eine Herausforderung. Ich fühle mich manchmal frustriert, die Leute hier nicht gut zu verstehen. Ich beginne auch, Dialekt zu verstehen. (Zählt): Eis, zwöi, drü. Isch guet? Dann sagt mein Lehrer: Das ist kein Hochdeutsch, du musst auf Hochdeutsch sprechen Miruna (lacht). Hier wohnen würde ich gerne, aber ich weiss nicht, was die Zukunft bringt.


Wir geben euch nun immer zwei Begriffe, für einen müsst ihr dich entscheiden: «Singing About Love» oder «Apollo»?
Miruna: Apollo, für uns zählt das Aktuelle
Apollo als Rakete oder als griechischer Gott?
Beide: Griechischer Gott
Rumänien oder die Schweiz?
Emanuel: Schweiz
Miruna: Das ist schwierig. Ich sage beide!
Mélanie René oder Rykka?
Beide: Rykka
Sich in Bern treffen oder sich in Kiew treffen?
Miruna: Kiew. Das ist Eurovision, das ist unser Ziel.
Viele kleine Bühnen oder einmal auf einer riesigen Bühne?
Emanuel: Einmal auf einer grossen Bühne.
Miruna: Ich mag die kleinen Bühnen. Es bedeutet auch, dass ich das für immer machen kann. Nur einmal etwas Grosses würde mich auf Dauer nicht glücklich machen.
Klassische Musik oder Pop-Musik?
Beide: Beides!
Saxophon oder Schlagzeug?
Emanuel: Saxophon. Klar, Samuel unser Drummer würde anders antworten. Natürlich brauchen wir beide!
Kommen wir etwas zu Eurovision. Mit «Singing About Love» reichte es euch 2015 in der Entscheidungsshow nur auf den zweiten Platz. Wie war das für euch?
Miruna: Frustrierend. Wenn man auf dem dritten oder vierten Platz landet, dann weiss man, man hat es nicht geschafft. Aber ein zweiter Platz ist sehr undankbar. Umso mehr, weil wir im Publikumsvoting an erster Stelle waren und die Jury uns auf den zweiten Platz verwies. (Anmerkung: Gemäss offizieller Info von SRF gewann Mélanie René sowohl Publikums- als auch Jury-Voting)
Emanuel: Man fragt sich dann, was wir nicht gut machten oder was wir nicht zu bieten hatten. Auf dem Hinweg zur Entscheidungsshow hörten wir im Auto Radio. Da wurden wir vom Moderator von SRF bereits als absolute Gewinner angekündet. Auf dem Rückweg war es dann etwas ruhiger im Auto …
Bei der Schweizer Entscheidungsshow zum Eurovision Song Contest 2015 landen Timebelle mit «Singing About Love» auf dem unglücklichen 2. Platz hinter Mélanie René mit «Time To Shine».
Sprechen wir über euren Song «Apollo»: Was bedeutet er?
Emanuel: Apollo heisst für mich, nicht aufzugeben. Es ist der Gott der Künste und der Musik und bedeutet, in sich selbst Vertrauen zu haben.
Miruna: Der Song «Apollo» ist für mich ein Geschenk, das ich an die Musik zurückgebe. Denn Musik ist für mich eine tolle Begleiterin im Leben. Es ist für viele eine gute Freundin und eine Medizin. Deshalb möchte ich mit dem Song etwas zurückgeben.
Timebelle mit ihrem Eurovision Song «Apollo» beim Live-Check am 4. Dezember 2016 im Fernsehstudio von SRF in Zürich.
Und wie kam Apollo zustande?
Emanuel: Der Song wurde von einem schwedischen Komponisten geschrieben, der sogar ein Siegerlied für Eurovision schrieb. Den Namen geben wir jedoch nicht preis. Wir hörten den Song und verliebten uns sofort in ihn. Er flog uns einfach zu – wie aus dem Nichts. Ich hörte den Song während zwei Tagen ununterbrochen.
Es gibt ja Gerüchte um diesen Song. Zum Beispiel sagt man, SRF habe euch angerufen und aufgefordert, in diesem Jahr wieder mitzumachen und habe euch den Song zur Auswahl angeboten. Stimmt da was?
Emanuel: Über die Geschichte von Apollo wissen wir Bescheid. Ein Produzententeam ist an uns herangetreten und stellte uns mehrere Songs vor. Dies ist unseres Wissens nach eine Folge unser Arbeit mit diversen Produzenten im vergangenen Jahr. Wir entschieden uns für Apollo und haben ihn etwas angepasst. Ich denke, dass er in dieser Form am besten zu uns passt. Die Gerüchteküche können wir leider nicht bestätigen. Es ist klar, dass man mit Leuten, die man kennt, redet und Feedbacks einholt, so sind dies eine grosse Anzahl von Radiomoderatoren und auch Leute von verschieden Fernsehsendern.
Was bedeutet der Eurovision Song Contest für euch?
Emanuel: Es ist ein Traum von mir, einmal auf dieser grossen Bühne zu stehen und die Zeit meines Lebens zu haben. Oder besser gesagt: Einen Moment, der ewig in Erinnerung bleibt. Es ist die Bühne aller Bühnen.
Miruna: Mich reizt die Energie der Leute in dieser Halle, die ich einmal spüren möchte. Ich habe von vielen Leuten gehört, dass die Energie unvergleichlich ist. DAS möchte ich erleben, vor diesen Leuten stehen und glücklich sein.
Welcher Schweizer Song ist für euch richtig gut?
Miruna: Ich mochte wirklich Rykkas Song.
Emanuel: Für mich ist es «Hunter Of Stars» von SEBalter im 2014. Sein Song war wirklich gut und auch seine Performance. Wir hatten das Glück, ihn in der Entscheidungsshow zu treffen.
Und ein Song aus Rumänien?
Beide: Eindeutig «Let Me Try» von Luminiţa Anghel & Sistem. Sie wurden Dritte im 2005 und hatten eine tolle Show.
Habt ihr den Eurovision Song Contest 2016 verfolgt? Was meint ihr zur Gewinnerin?
Emanuel: Ich fand den Song nicht herausragend. Unsere Favoriten waren Dami Im oder Rykka.
Miruna: Und ich mochte, wie Rykka auftrat. Sie ist eine Artistin und kreativ und hatte ihren eigenen Stil. Eine gute Stimme und eine gute Show. Sie hätte mehr verdient.
Testfrage: Kennt ihr eure Mitbewerber? Und was denkt ihr über sie?
(Miruna zählt zwei auf, Emanuel ergänzt): Wir befassen uns nicht wirklich mit den andern. Aber klar, wir haben uns die Songs angehört und es wird ein spannender Wettbewerb mit guten Songs und guten Stimmen. Aber: Als ich Kind war, hatte ich einen Klavierlehrer. Er lehrte mich rund um Wettbewerbe: Befasse dich nicht mit den Mitbewerbern, denn du bist dein grösster Gegener. Deshalb konzentrieren wir uns vor allem auf uns.
Habt ihr euer Video vom Live-Check gesehen? Was wollt ihr bis am 5. Februar ändern?
Emanuel: Ja klar haben wir das Video gesehen. Und wir sind daran, einiges zu überlegen. Aber wir verraten noch nichts. Für die Entscheidungsshow möchten wir alles geben und die grosse Bühne richtig füllen. Wir hoffen, ihr mögt es.
Was denkt ihr, wie eure Chancen stehen?
Miruna: Ich denke, 90 Prozent! (lacht)
Emanuel: Wow, sie ist wirklich optimistisch. Ich denke 51 %. Das würde immer noch reichen.
Miruna: Also, das gibt einen Schnitt von 70 %!
Emanuel: Wir möchten vor allem eine tolle Show abliefern. Und die Erwartungen von den Leuten erfüllen, die uns motiviert haben, wieder teilzunehmen. Wenn wir gewinnen, dann werden wir natürlich überglücklich sein.
Angenommen ihr würdet die Schweiz am Eurovision Song Contest in Kiew vertreten. Was wären eure Ziele?
Miruna: Ich möchte einen starken Auftritt abliefern und die Botschaft des Songs ans Publikum übertragen.
Emanuel: Ich sehe es noch aus einem anderen Blickwinkel. Timebelle ist immer auch multikulturell. Verschiedene Kulturen sind vereint. Also genau wie die Schweiz selbst. Das möchten wir rüberbringen. Und selbstverständlich erhoffen wir uns auch Punkte aus den verschiedenen Herkunftsländern. Damit sollten wir ins Finale kommen.
Angenommen ihr hättet einen Wunsch frei, was würdet ihr euch wünschen?
Emanuel: Ich möchte unsterblich sein. Und dabei nicht altern (lacht).
Miruna: Das hätte ich als Frau sagen sollen, wir möchten nicht altern. Also ich wünsche mir eher, dass all meine Wüsche in Erfüllung gehen (lacht).
Und zum Schluss: Warum sollte das Publikum für euch abstimmen?
Emanuel: Wir haben Erfahrung, sind motiviert und wir haben einen schönen Song, der aus dem Herzen kommt und den wir mit dem Herzen spielen.
Miruna: Ich bin 100 % einverstanden.
Wir wünschen euch viele Anrufe! Danke für das Interview.
Timebelle im Internet: Facebook-Fansite, Instagram, Twitter
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Bilder: Still aus dem Video vom Live-Check von SRF sowie douzepoints.ch
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