Bei «Die Grössten Schweizer Talente» sang sie «Skyfall» von Adele – und Juror Jonny Fischer buzzerte sie direkt ins Halbfinale. Zwar reichte es für Nadya im Finale nicht aufs Podest, aber nun will sie für die Schweiz am Eurovision Song Contest dorthin. Mit dem powervollen Song «The Fire In The Sky» ist sie in der Entscheidungsshow am 5. Februar dabei und will das Studio zum Kochen bringen. Aber nicht nur das, sie hat auch eine wichtige Botschaft mitzugeben.
douzepoints.ch: Gratulation, du bist in der Schweizer Entscheidungsshow für den Eurovision Song Contest 2017. Wo warst du, als du die Nachricht erhalten hast? Und was war das für ein Gefühl?
Nadya: Ich war bei meinem besten Kollegen Alex zuhause. Mir fiel ein riesen Stein vom Herzen und ich sprang durch die ganze Wohnung. Das war ein toller Moment.
Und dann hast du erst noch einen Plattenvertrag in der Tasche …
Ja, im Moment kann ich mich wirklich nicht beschweren. Es ist viel Arbeit und darüber bin ich total froh. Und gleichwohl gehe ich es Schritt für Schritt an, in meinem Tempo und schaue, dass ich auf dem Boden bleibe und wo es hinführt.
Wie bist du dazu gekommen, dich für den ESC zu bewerben?
Ich habe in diesem Jahr bei «Die Grössten Schweizer Talente» mitgemacht. Und mein jetziger Produzent Ricardo Sanz (Anmerkung von douzepoints: Mitglied von 3 For All im Schweizer Vorentscheid 2014, Songwriter von Another World von Bella C), sah mich im Fernsehen. Er schrieb ein Eurovision-Lied und fand, dass ich perfekt dazu passe.
Was bedeutet dir Musik?
Alles! Seit ich mich daran erinnern kann, spielt Musik eine grosse Rolle für mich. Den ersten Auftritt hatte ich mit 4. Ich habe immer gesungen und Musik gemacht und es wird immer ein Teil meines Lebens sein.
Was muss man sonst über dich wissen?
Ich studiere klassischen Gesang und Jazz. Ich bin aber gerne vielseitig, weshalb meine Musik in total andere Richtungen geht. Dann: Ich habe einen besten Kollegen, den Alex. Er ist wie mein platonischer Ehemann. Ich werde launisch wenn mein Perfektionismus die Oberhand gewinnt und ich mich dadurch unter Druck setze. Und ich liebe Mode, das wäre toll, dort noch eine Karriere zu machen.
Was war dein bisheriges Highlight in deinem Leben?
Hmmm, da gibt es viel. Ich habe den Bachelor in klassischer Musik abgeschlossen. Und in diesem Jahr war ich im Finale von DGST. Und jetzt noch den Plattenvertrag. Vieles sind auch Etappen auf meinem Weg und ich schätze alle Erfolge, ob klein oder gross.
Wer sind deine Vorbilder?
Uiii, diese Liste ist lang. Zum Beispiel ist Beyoncé eine meiner grössten Vorbilder. Wenn sie ist auf der Bühne ist, zieht sie alle Blicke auf sich. Und sie hat eine fantastische Stimme. Aber auch Freddy Mercury, Tina Turner oder Elton John haben diese Energie. Man will von Anfang bis am Schluss dranbleiben und spürt, dass die auf der Bühne einen «mega blast» haben.
Was bringt dich so richtig auf die Palme?
Ich bin vor grösseren Auftritten so richtig reizbar, insbesondere vor Wettbewerben. Zwei Tage vor dem Live-Check war ich nicht so geniessbar. Alex hat das voll abgekriegt. Aber er ist ja auch nicht ein Pflegeleichter …
Du gibst eine Dinner-Party für Freunde: Unter welchem Motto steht diese, was gibt es zu Essen und was für Musik läuft?
Oh wow. Ich hatte letzthin so eine Idee. Als Thema würde ich «Zukunft» wählen. Und ich mittendrin als Wahrsagerin mit einem Turban, so sollte das auch eingerichtet sein. Die Gäste sollten in futuristischen Kleidern kommen, silberne Plateauschuhe … fast ein wenig wie «The Rocky Horror Picture Show». Als Musik eine Playlist aus Michael Jackson, Goldfrapp, Alabama Shakes und Kaytranada zum Tranzen. Zum Essen gäbe es viel Vegetarisches, da ich viele Freunde habe, die auf Fleisch verzichten.


Wir geben dir nun immer zwei Begriffe, für einen musst du dich entscheiden: Nadia mit i oder Nadya mit y?
Auf der Bühne Nadya mit y, privat Nadia mit i. Das macht den kleinen und feinen Unterschied.
«Skyfall» oder «The Fire In The Sky»?
The Fire In The Sky
Die Grössten Schweizer Talente oder Eurovision Song Contest?
Eurovision Song Contest
Haarspraydose oder Mikrofon?
Klar das richtige Mikrofon. Zwar singe ich ab und zu vor dem Spiegel, aber richtig ist mir lieber.
Ostschweiz oder Basel?
Ich habe zwar viele Kollegen in Basel. Aber mein Daheim bleibt die Ostschweiz.
Studium oder Singen?
Das schliesst sich bei mir nicht aus. Ein Traum!
Kontrabass oder Klavier?
Klavier ist mein Baby.
Oper oder Eurovision-Pop?
Wäre es Oper oder Pop, dann würde ich Pop sagen. Wobei es ja bei Eurovision grosse Unterschiede gibt. Sergey Lazarev gefiel mir zum Beispiel nicht. Jamala dagegen war Fantastisch.
Nadya solo oder Rhythm Plant?
Nadya solo – sorry guys!
Kommen wir etwas zu Eurovision. Wie entstand dein Song «The Fire In The Sky»?
Mein Produzent hat ihn geschrieben. Und zwar ist «The Fire In The Sky» aufgrund eines Traums entstanden und genau das macht den Song so stark. Wenn das Unterbewusstsein sich meldet, dann sehnt sich die Seele nach etwas. Der Song hat eine starke Botschaft. Es kann sehr schnell gehen, dass man im Bett liegt und alles noch perfekt ist und im nächsten Moment ist Chaos pur. Der Wechsel von gut zu bös und von bös zu gut ist jederzeit möglich. Und deshalb ist es wichtig, dass wir schätzen, was wir haben. Dass wir uns nicht immer nur beschweren und unsere Erst-Welt-Probleme an erste Stelle setzen. Sondern eben daran denken, wie geil unser Leben ist und wieviel wir eigentlich haben.
Nadya mit ihrem Eurovision Song «The Fire In The Sky» beim Live-Check am 4. Dezember 2016 im Fernsehstudio von SRF in Zürich.
Was sind deine ersten Erinnerungen an den Eurovision Song Contest? Was bedeutet der Song Contest für dich?
Meine Familie und ich schauen das seit jeher. Meine Mutter ist Ukrainerin, für sie ist Eurovision stark in der Kultur verankert. Ich erinnere mich vor allem an Lordi, obwohl meine erste Erinnerung noch etwas weiter zurückliegt.
Welches Eurovision Lied ist dein absolutes Lieblingslied?
«1944» von Jamala auf jeden Fall. Sie legte einen mega Auftritt hin. In den zwei Wochen nach dem ESC hörte ich nur noch dieses Lied, habe alle anderen Lieder vergessen. Ich mag dabei vor allem den Live-Auftritt und weniger die Studio-Version. Sie hat so etwas Magisches, sie ist wie eine Hexe – natürlich in einem positiven Sinn. Sie fasziniert mich, weil sie soviel Energie versprüht und die Menschen in ihren Bann ziehen kann. Und das ist Lied ist fantastisch produziert. Auf den zweiten Platz kommt für mich Loreen mit Euphoria.
Und welcher Schweizer Beitrag ist ein Highlight für dich?
Céline Dion mit «Ne Partez Pas Sans Moi». Sie hat so etwas Warmes, ich würde sie am liebsten umarmen.
Testfrage: Wie heissen deine 5 anderen Mitbewerber? Und was denkst du über sie?
Ginta, Michèle, Freshta, Shana und Timebelle (wie aus der Pistole geschossen). Eine wirklich gute Auswahl dieses Jahr mit tollen Stimmen. Es hat ganz verschiedene Songs und die Schweizerinnen und Schweizer haben damit eine breite Auswahl. Michèle eher für die jüngere Generation, das Lied von Timebelle ist eher universell, mein Lied bietet Power. Ich freue mich total auf die Entscheidungsshow und unsere 6 Songs.
Hast du das Video seit dem Live-Check nochmals angesehen? Woran willst du bis am 5. Februar 2017 besonders arbeiten?
Ja, das habe ich. Ich werde an allem nochmals arbeiten. Insbesondere an meinem inneren Gefühlsleben auf der Bühne bei deinem Song. Ich bin ihn viel zu traurig angegangen, es ist nicht so ein trauriges Lied. Im Gegenteil: Es ist lebensbejahend. Und für die Inszenierung würde ich gerne riesiges Geschütz auffahren. Mit Pyrotechnik und so. «Let’s burn the roof down». Es wird heiss im Studio …
Was denkst du, wie deine Chancen am 5. Februar 2017 stehen?
Darüber denke ich gar nicht gross nach. Ich freue mich auf meinen Auftritt und dass ich im Finale sein darf. Ich möchte fürs Publikum einen magischen Moment kreieren. Aber natürlich, es wäre toll, für die Schweiz nach Kiew zu fahren. Ich dürfte meine Heimat in meiner Heimat vertreten. Das wäre endgeil! (Beschwörend:) Wählt für mich!
Angenommen, du fährst für die Schweiz nach Kiew? Was möchtest du dort rüberbringen? Was möchtest du erreichen?
Ich möchte die Botschaft des Songs rüberbringen. In der heutigen Zeit fokussieren wir uns zu sehr auf die kleinen Dinge, die nicht gut laufen. Zum Beispiel Haare, die nicht richtig frisiert sind. Und ich möchte, dass Europa sieht, was die Schweiz so drauf hat.
Du hast einen Wunsch frei. Was wünschst du dir?
Ja, dann bringt mich doch nach Kiew (lacht). Nein, im Ernst: Ich wünsche mir, dass die Menschen lernen, unabhängig zu denken und dass wir alle als Individuen den Weg finden, um unsere eigene Seelenruhe zu finden. Ohne, dass uns jemand dazwischen funkt und wir jemand anderem dazwischen funken. Dass wir also lernen, dass wir alle gleich wichtig sind und dass keiner besser als der andere ist. Eigentlich passt ja das nicht mal zu einem Musikwettbewerb … (lacht).
Und zum Schluss: Warum sollen die Leute für dich anrufen?
Ganz einfach: Weil sie finden, dass ich nach Kiew gehöre und die Schweiz und meine Botschaft gut vertrete.
Toll, wir wünschen dir viel Erfolg dabei!
Nadya im Internet: Facebook-Fansite, Instagram
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Bild: Still aus dem Video vom Live-Check von SRF sowie douzepoints.ch
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