Er tönt wie ein grandioser James-Bond-Song: «Another World» könnte gut und gerne als Titelmelodie für eine neue Mission von 007 stehen. Doch hat die Sängerin dahinter eine ganz andere Mission: Sie will zum Eurovision Song Contest. Sie, das ist Bella C aus Winterthur, die für die Romandie ins Rennen geht. Wir haben die attraktive Rothaarige in Gstaad getroffen, wo sie den Schönen und Reichen (und uns) den Kopf verdreht.
douzepoints.ch: Bella C, Gratulation, du bist in der Schweizer Entscheidungsshow für den Eurovision Song Contest 2016. Wie fühlt sich das an?
Bella C: Das ist ein wahnsinniges Gefühl, richtig «exciting». Ich bin dem Publikum und der Jury sehr dankbar dafür. Es ist einfach fantastisch!
Bella C mit «Another World» am Experten-Check vom 6. Dezember 2015 in Zürich
Hast du gedacht, dass du es soweit schaffst? Es gab das Internet-Voting und den Experten-Check und viele andere Mitbewerber …
Alles hat wie ein Scherz angefangen. Ein paar Tage vor Ablauf der Einreichefrist haben wir den Song aufgenommen und das Video gedreht. Eigentlich habe ich gar nicht erwartet, dass ich so weit kommen werde. Das war eine super Überraschung. Einfach wow!
Welche 3 Dinge muss man unbedingt über Bella C wissen?
Die wichtigste Sache: Bella C und Musik das ist eins. Das ganze Leben von mir dreht sich um Musik. Musik, Musik, Musik! Dann: Ich bin eine Bulgarin und lebe seit vielen Jahren in der Schweiz, wo ich mich sehr wohl fühle. Und ganz wichtig, ich bin ein fröhlicher Mensch und möchte durch meine Musik diese Fröhlichkeit transportieren.
Wie bist du zur Musik gekommen? Was ist dein bisheriger Weg?
Das ist eine lange Geschichte. Ich war am Anfang Schauspielerin. Mit 15 kam jemand zu mir auf die Bühne, der mich in seiner Band haben wollte. So hat das angefangen. Parallel zur Schule und zur Schauspielerei. Ein paar Monate später ging ich als Pianistin nach Zypern – aus ursprünglich geplanten 3 Monaten wurden 3 Jahre. Danach holte mich jemand in die Schweiz. Geplant war 1 Monat, mittlerweile sind es 16 Jahre, ich habe mich hier niedergelassen. Eines hat immer das andere gegeben in meinem Leben.
Wer ist dein musikalisches Vorbild?
Karen Anne Carpenter. Als ich ihre Songs «Close To You» und «Top Of The World» gehört habe, konnte ich fast nicht mehr atmen. Ich war verliebt in ihre Stimme. Ein WOW-Effekt. Von da an wusste ich: Ich will eine Sängerin werden. Und sie ist immer noch mein Vorbild!
Wie entstand dein Song «Another World», was bedeutet er für dich und was ist seine Aussage?
Es war in einer Phase, in der ich mich etwas umgesehen habe. Wir haben alle viel zu tun, sind im Leben stark eingebunden, Politik, Terrorismus, wir haben unsere Probleme und sind wie in einer Matrix drin. Da vergessen wir wichtige Dinge. Zum Beispiel eben die Liebe. Aber nicht nur in Beziehungen sondern auch zwischen Menschen: aufeinander zu achten und nett miteinander sein. Da habe ich mich gefragt: Was kann ich machen, dass das mehr Gewicht erhält? Das Thema hat mich tief berührt und deshalb wollte ich einen Song schreiben. Den Text habe ich selbst geschrieben, zwei Freunde von mir haben komponiert.
Der Song tönt nach James Bond. Welchen Bezug hat Bella C zu James Bond?
Ich mag es klassisch. James Bond ist ein Klassiker im Film-Genre. Deshalb wollte ich eine dramatisch klingende Ballade singen, mit Emotionen drin. Ich wollte aber nicht wie ein James-Bond-Song klingen, doch im Studio hatten wir alle dieses James-Bond-Gefühl und so kam der Song raus. Und anscheinend wirke ich auf der Bühne noch wie ein Bond-Girl, das verstärkt wohl den Effekt.
Hast du einen Lieblings-Titelsong von James Bond?
Oh ja, ein paar. «Golden Eye» ist mein absoluter Favorit. Tina Turner ist unglaublich, ich habe sie hier in Gstaad getroffen. Den Song von Chris Cornell zu «Casino Royale» finde ich cool. Oder Alicia Keys zu «Another Way To Die».
Was machst du sonst noch im Leben? Was machst du im Privaten? Platz für eine Beziehung?
Ach die Bella C … Sie macht immer Musik (lacht). Auch meine Freunde sind Musiker. Wenn ich abends ausgehe, dann gehe ich an Orte, wo es Musik gibt. Ich bin jedoch eher häuslich. Wenn man abends immer Auftritte hat, dann ist man auch gerne mal zuhause. Ich lerne momentan kochen, das ist meine neue Leidenschaft. Und ich mag es, Bücher zu lesen. Meine grosse Liebe ist die Musik! Ich bin zu beschäftigt, um noch eine Beziehung zu haben. 6 bis 7 Mal pro Woche trete ich auf. Ich führe ein typisches Musiker-Leben: Bis 12 Uhr schlafen. Zusammenpacken, weiterfahren. 16 Uhr Sound-Check. Spielen, 3 Uhr zuhause und um 5 Uhr ins Bett. Und weiter so. Musik braucht Opfer.
Was war bisher dein schönster Moment im Leben?
Das Zusammensein mit der Familie, nach Hause zu kommen. Einige von meiner Familie sind gestorben. Ich denke zurück, an Weihnachtsfeiern. Das war ein tolles Gefühl. Und natürlich sind die Auftritte immer schön!
Was war der schönste Auftritt?
Oh … Ich glaube der kommt am 13. Februar (lacht). Im Ernst: Im April spielte ich vor 5000 Leuten im Hallenstadion für die ZSC Lions. Jeder Auftritt ist grossartig auf seine Art.
Du gibst eine Dinner-Party für Freunde: Unter welchem Motto steht diese, was gibt es zu Essen und was für Musik läuft?
Das Motto wäre «feel at home», locker und angenehm, keine steife Sache. Ich möchte etwas Bulgarisches kochen. Als Apéro kleine Antipasti, dazu gibt es eine Selektion von Grappas, das Trinken wir in Bulgarien zum Apéro. Als Hauptgang etwas mit Moussaka – das ist auch bulgarisch. Und etwas Süsses am Schluss, das würde ich dann kaufen. Auflegen möchte ich Musik von Sade. Sie gibt ein gutes Gefühl, wirkt aber nicht zu aufdringlich.
Ich gebe dir nun immer zwei Begriffe, für einen musst du dich entscheiden: This World oder Another World?
Another World! Diese Welt ist schön, aber «Another World» mit Liebe ist besser.
James Bond oder Bond Girl?
Bond Girl!
Rote Haare oder dunkle Haare?
Rot, rot, rot!
Bulgarien oder Schweiz?
Schweiz. Ich bin eine Bulgarin, die eigentlich keine Bulgarin. Ich ging früh weg und denke mittlerweile eher, wie eine Schweizerin denkt. Ich fühle mich gut zuhause, weil ich dort meine Wurzeln habe. Aber ich fühle mich mit der Schweiz sehr verbunden.
Deutschschweiz oder Romandie?
Ich wohne in der Deutschschweiz, aber habe in der Romandie schöne Zeiten gehabt. Ich sage Fifty-fifty.
Klavier oder Gesang?
Gesang. Weil das mehr Leute anspricht, das geht ins Herz.
ESC oder Auftritte in Hotels?
Das sind zwei komplett verschiedene Energien. Meine Auftritte in Hotels sind konstant. Eurovision wäre wie eine Bombe an Energien. Natürlich reizt mich das sehr!
Musikerin oder Schauspielerin?
Eine Schauspielerin, die singt. Und eine Sängerin, die schauspielt.
SEBalter oder Anna Rossinelli?
Ich mag Anna Rossinelli, sie hat eine schöne Stimme.
Conchita Wurst oder Loreen?
Conchita Wurst hat eine wichtige Botschaft und ein tolles Auftreten. Loreen habe ich kennengelernt – eine sehr nette Frau. Wenn ich mich entscheiden muss, dann Conchtia Wurst.
Was sind deine ersten Erinnerungen an den Eurovision Song Contest?
Das Erste, was ich vom Song Contest gehört habe – ich war aber noch nicht geboren – war ABBA und «Waterloo» aus 1974. Ich wusste nicht mal was der ESC war, als ich es hörte. Unter dem eisernen Vorhang in Bulgarien durften wir das natürlich nicht schauen. Die ganze ESC-Botschaft kam erst ab 1990 zu mir. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, dass so etwas existiert. Live konnte ich es dann zum ersten Mal 2007 am Fernsehen zu sehen, weil ich sonst immer am arbeiten war. Ich war sehr beeindruckt von Maria Šerifović und habe für sie angerufen. Ich verfolge immer wieder, wie sich der ESC entwickelt, die Songs werden moderner. Ich bin Fan von diesen Eurovision-Stil, der nicht immer up-to-date ist, aber das macht den Unterschied.
Welchen Song oder Artist, der den ESC gewonnen hat, findest du am besten?
Loreen hat wirklich einen Wow-Effekt. Wie vorher erwähnt auch Maria Šerifović. In diesem Jahr mochte ich Edurne, eine wunderschöne Frau, toller Body und ähnelt ein wenig Helene Fischer. Måns Zelmerlöw war gut, leider habe ich nicht sehr viel gehört in den letzten Monaten.
Testfrage: Wie heissen deine 5 anderen Mitbewerber? Und was denkst du über sie?
Ich bin schlecht mit Namen. Aber: Vincent. Kaceo. Rykka. Theo. Stanley. (kommen alle aus der Pistole geschossen)
Perfekt und Respekt! Und was denkst du über sie?
Cool. Rykka ist sehr gut. Vincent ist ein süsser Junge und sehr charismatisch und er hat einen tollen Song. Kaceo sind ziemlich intensiv mit der Show. Theo erinnert mich an Simon & Garfunkel, interessant fand ich die etwas älteren Backing-Vocals. Stanley geht in Richtung Musical, sein Video finde ich sehr cool, ein typischer Eurovision-Kandidat.
Wie bereitest du dich nun auf Kreuzlingen vor?
Vor allem mental. Ich war am 6. Dezember so nervös. Auch an meinem Englisch möchte ich arbeiten, ich fand es nicht «on the point». Dann möchte ich an der Mimik arbeiten. Und ich überlege mir eine Show, die zum Song passt, vielleicht mit Tänzern.
Beim Experten-Check warst du nervöser aufs Interview als den Song zu singen. Wie würde das sein, wenn du vor einem 200-Millionen-Fernsehpublikum singst?
Genau gleich nervös wie beim Experten-Check. Ob ich vor 30 Leuten singe oder vor 200 Millionen, die Nervosität bleibt sich gleich.
Welchen Cover-Song wirst du singen?
«Empire State Of Mind» von Alicia Keys.
«Empire State Of Mind» von Alicia Keys – so heisst der Cover-Song, den Bella C am 13. Februar 2016 in der Entscheidungsshow in Kreuzlingen singen wird.
Was denkst du, welche Chancen du in Kreuzlingen hast?
Ich bin mir sicher, unter den ersten 3 zu sein. Wer tatsächlich gewinnt, das ist wie russisches Roulette. Je nach Publikum, je nach Stimmung, je nach Vollmond … ich weiss es nicht. Was ich weiss: Ich werde alles geben, mich gut zu präsentieren und ruhig zu sein.
Angenommen, du fährst für die Schweiz nach Stockholm? Was möchtest du dort rüberbringen? Was möchtest du erreichen?
Das schlechte Karma der Schweiz besiegen, mit wenig Punkten nach Hause zu gehen. Ich denke, dass ich mit meinem europäischen Gesicht in mehreren Ländern ankomme. Ich könnte genauso gut Russin, Spanierin oder Griechin sein. Die Verantwortung ist gross. Deshalb möchte ich für die Schweiz das beste Resultat der letzten 20 Jahre holen.
Zum Schluss: Du hast einen Wunsch frei. Was wünschst du dir?
Einfach happy zu sein. Wenn man am Morgen aufsteht, und denkt «Ich bin happy», dann hat man gewonnen.
Das ist ein schönes Schlusswort. Bella C, danke für das Interview.
Bella C im Internet: Website www.bella-c.net, Bella C auf YouTube
Bella C ist auf My Eurovision Scoreboard auf Platz 3 mit 318 Punkten. (10.01.2016). Jetzt App downloaden!

Bild: Still aus dem Video vom Experten-Check von SRF sowie douzepoints.ch
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