Peter in Heidi, Alfred in Tanz der Vampire, Freddy in My Fair Lady und vor allem auch Popstar − das Schweizer Ausnahmetalent Patric Scott ist schon auf vielen grossen Bühnen gestanden. Jetzt möchte er auf eine noch grössere Bühne: mit seinem Song «Stay» für die Schweiz an den Eurovision Song Contest 2015 in Wien. Sein drittes Engagement rund um den ESC.
Sargans Bahnhof, Samstagnachmittag um 13:35 Uhr. Pünktlich holt uns der Rheintaler Patric Scott mit seinem Auto ab. Es geht Richtung Manor Restaurant. Auf dem Weg dorthin erzählt er uns bereits von seinen vielen Projekten: Music Dinner auf dem Schloss Sargans, Vorbereitungen für «Kampf der Orchester» auf SRF, Unterrichten an der Voice + Music Academy in Zürich, neue CD. Und als wäre das nicht schon genug, will Patric für die Schweiz auch an den Eurovision Song Contest 2015. Mit seinem Song «Stay» steht er diesmal als Solokünstler am Start. 2012 schaffte er es bereits mit Fabienne Louves in die Entscheidungsshow, 2014 coachte er SEBalter und sang dann auch die Back-Vocals von «Hunter Of Stars».
Patric, welche 3 Dinge sollte man unbedingt über dich wissen?
Dass ich Schweizer bin, dass ich nicht nur Musical-Darsteller bin. Und ich bin ein Lieber (schmunzelt).
Du hast schon in ein paar Musicals mitgespielt. Welche Rolle entspricht am ehesten der Privatperson Patric Scott?
In «Elisabeth» war ich ein Mörder, das ist wohl nicht mein Ding. Eher «Alfred» in «Tanz der Vampire». Das ist ein Tollpatsch, und das bin ich auch ein wenig. Mir passieren ständig peinliche Sachen. Ich stolperte schon mal ab der Bühne und verwechselte bei einem Konzert die Namen der Städte.
Du lebst in Berlin und in Sargans. Wo fühlst du dich am wohlsten?
Ich kann überall wohnen. So war ich schon mal in Hamburg daheim oder in Los Angeles. Berlin ist eine coole Stadt, entweder man liebt sie oder hasst sie. In Berlin komme ich zu vielen Aufträgen. Dennoch ist es total schön hier in der Schweiz. Alles ist so perfekt und ruhig.
Du gibst eine Dinner-Party. Welche 3 Gäste würdest du einladen, was gibt es zu essen und welche Musik würde im Hintergrund laufen?
Christa Rigozzi, mit ihr hat man immer Spass. Meine beste Freundin, mit ihr läuft auch immer etwas. Und dann noch jemanden, den ich noch nicht kenne: Justin Timberlake. Der kann auch gleich Musik machen. Zu essen gibts thailändischen Fingerfood.
Du hast Mut zur nackter Haut in deinem Video «Naked». Wie hast du es mit Körperkult?
Einen guten Körper muss ich fürs Showbusiness zwangsläufig haben, viel wichtiger ist jedoch Kondition. Fast schon ein Running Gag sind meine Musikvideos. Immer wenn wir eines drehen, muss ich irgendwie in Shorts sein. Das ist auf jeden Fall guter Ansporn fürs Training.
Bist du denn zufrieden?
Nein. Es gibt immer etwas, an dem man rummeckern kann. Bist du zufrieden?
Nein. Ich gebe dir nun immer zwei Begriffe, für einen musst du dich entscheiden: Musicaldarsteller oder Popstar?
Popstar
«Glanz und Gloria» oder Sofa von «Wetten, dass…?»?
Bei Glanz & Gloria war ich schon paar Mal, dann würde ich mich aufs Sofa setzen.
Spieleabend oder Party?
Spieleabend.
Softie oder Macho?
Softie.
SEBalter oder Sinplus?
SEBalter.
Fondue oder Raclette?
Raclette.
Schön oder reich?
Reich. Dann kann man sich immer noch die Schönheit irgendwie kaufen.
Duett mit Helene Fischer oder Beatrice Egli?
Helene Fischer.
Conchita oder Loreen?
Uiii, schwierig. Beide singen sehr gut. Ich tendiere zu Conchita.
Rucksackferien oder Badestrand?
Badestrand.
Kommen wir etwas auf den Eurovision Song Contest zu sprechen. Was war deine erste Erinnerung daran?
Celine Dion. Ihren Auftritt sah ich jedoch erst später. Mit 7 nahm ich Gesangsunterricht und forschte etwas nach. Auf einer alten VHS-Kassette meiner Eltern sah ich dann den Song.
Welchen Song oder Artist, der den ESC gewonnen hat, findest du am besten?
Loreen hatte einen Hammersong und ist gesanglich topp. Als ich ihn zum ersten Mal hörte, stand sie für mich als Gewinnerin fest. Gleich gings mir auch bei Alexander Rybak. Und natürlich Conchita Wurst.
Du bist ein Eurovision-Wiederholungstäter. Was reizt dich daran, die Schweiz zu vertreten?
Es ist der grösste Musikwettbewerb der Welt und damit eine riesige Plattform. 2014 in Kopenhagen zusammen mit SEBalter war eine geniale Zeit. Auf so einer grossen Bühne zu stehen, war ein Highlights in meiner Karriere. Ich finde es schade, dass man in der Schweiz oft die Nase rümpft, wenn man über den ESC spricht.
Mit Fabienne Louves kamst du 2012 in der Entscheidungsshow auf den 6. Platz. Welche Erfahrungen nimmst du für dieses Jahr mit?
Damals waren 14 Kandidaten im Rennen und wir mussten unseren Song (unser Baby!) von 3 auf 2 Minuten kürzen. Damit kann man sich nicht mehr richtig präsentieren. Wir machten aber einen guten Job. Und viel hat auch damit zu tun, welche Startnummer man hat. In der Mitte oder am Ende ist immer besser. Mit SEBbalter hatten wir in Kopenhagen diesbezüglich Glück.
Welche Erinnerungen hast du an Kopenhagen?
Ich lernte viele tolle Künstler kennen: The Common Linnets aus Holland, Sanna Nielsen aus Schweden oder Conchita Wurst, die ihre Garderobe neben uns hatte. Wir gaben aber auch Strassenkonzerte, was für mich ein Novum war. Das Feeling an einem Eurovision Song Contest ist einfach unbeschreiblich, man fiebert dermassen mit.
Kannst du auch so gut pfeifen wie SEBalter?
Wenn ich etwas gar nicht kann, dann ist es Pfeifen. Zum Glück musste ich nicht mitpfeifen. Als wir ein Strassenkonzert gaben, übernahm ich den Part einmal. SEBalter meint dann nur, dass er es in Zukunft wieder mache…
Was denkst du über Conchita Wurst?
Super Song, super Sängerin, super Message. Conchita ist ein tolles Gesamtpaket.
Der ESC ist bekannt, dass er Schwule fasziniert. Kannst du das erklären?
Das ist eine schwierige Frage. Vielleicht der Trashfaktor, wobei es heute viel weniger trashig als früher ist. Ich glaube, auch Heteros finden das cool, sie zeigen es vielleicht weniger.
Was gibt es über «Stay» zu sagen?
Den Song habe ich ursprünglich nicht für mich geschrieben. Er gefiel mir jedoch so gut, dass ich ihn für mich behielt. Dazu wollte ich dann ein Video haben, das passt. Aber nicht einfach durch eine Strasse laufen, sondern künstlerisch umgesetzt. Beim Song geht es um die perfekte Liebe, bei der ja man auch eine gesunde Angst hat, sie könnte bald enden und deshalb die Hoffnung, dass sie oder er bleibt. Ich nahm bewusst ein positives Thema, mit dem sich viele identifizieren können.
Hast du dir die Songs deiner Mitbewerber auf esc.srf.ch angehört?
Ich mag das Wort «speziell», das auch hier zutrifft. Es gibt wirklich speziell gute Songs. Zum Beispiel jenen der Voice-Gewinnerin Tiziana. Aber dann auch «sehr Spezielle» im Sinne von skurril. Das macht den Eurovision Song Contest jedoch aus. Ich erinnere mich noch an die «speziellen» Grossmütter aus Russland.
Warum gewinnt dein Song?
Der Song ist eingängig und bleibt einem im Ohr. Ich kann auch überzeugt von mir sagen, dass ich Routine habe, live auf einer Bühne zu singen. Das ist eine Stärke von mir. Und das sehe ich als wichtige Voraussetzung für den Eurovision Song Contest.
Welche 3 Dinge würdest du unbedingt nach Wien mitnehmen?
Mein Handy. Einen Stadtplan, um diese wunderschöne Stadt noch näher zu entdecken. Und meine Background-Sänger.
Was sind deine nächsten Ziele im Leben?
Abgesehen von Eurovision steht «Kampf der Orchester» auf dem Programm. Am 16. November 2014 kommt die erste Live-Sendung. Und Ende Februar möchte ich mein Album veröffentlichen.
Was möchtest du deinem Publikum mitteilen?
Bitte votet für mich! Habe ich schon erwähnt, dass ich an den Eurovision Song Contest will? ;-)
Und nach diesem Interview fühle ich mich …
Immer noch gut.
www.patricscott.com, Fansite auf Facebook, Twitter-Kanal, Zum Video und Voting auf esc.srf.ch Bild: Selfie von Patric Scott Aufruf zum Voting für Patric Scott und douzepoints.ch