Seit 29. September ist auch die Schweiz wieder im Eurovisions-Fieber. Auf esc.srf.ch suchen SRF und RTS den Schweizer Song für den Eurovision Song Contest 2015. Nach etwas mehr als 2 Wochen wurden bislang 51 Songs eingereicht. douzepoints.ch nimmt mal ein Ohr voll.
Beginnen wir mit etwas Statistik (mit Dank an Peter Baumann vom Eurovision Club Switzerland): Gerade mal 15 der 51 bis jetzt eingereichten Songs stammen aus der Schweiz. Die restlichen Songs kommen aus Schweden (12!), Grossbritannien (7), Irland (4), Deutschland, Finnland und USA (je 2) sowie 7 übrigen Ländern. Wie SRF den Bezug zur Schweiz herstellen will, dürfte spannend werden. 40 Songs sind in Englisch gesungen. Und – wen erstaunt es angesichts des produktiven Schwedens – stolze 6 Lieder in Schwedisch (z. B. «Fax fran Sachalin»). 4 Kandidaten versuchen es in Italienisch, jemand in Französisch. Deutsch scheint als Eurovisions-Sprache nicht sehr beliebt zu sein. Noch 2 Wochen haben weitere Interpretinnen und Interpreten Zeit, ihre Songs einzureichen. Dann entscheiden zur Hälfte die Anzahl Likes auf der Website sowie eine Fachjury über das Weiterkommen in die nächste Runde.
Die schlechten ins Kröpfchen …
Die schlechte Nachricht vorweg: Kaum ein Titel würde den Sprung vom Halbfinale ins Finale schaffen. Die Bilanz bis jetzt sieht eher etwas düster aus. Einige Titel werden es kaum weiter schaffen, weil die Audioqualität so schlecht ist, dass das Rauschen überhand nimmt («How I’d Waited So Long»). Wobei: Besser Rauschen als irgendwelches Englisch-Kauderwelch. Das wirklich schlechteste Englisch legen Flo und Ralf aus Gockhausen hin («Tiny Star»). Wobei es hier wohl nicht nur am Englisch scheitert, die Gesangsqualität unter manchen Schweizer Duschen ist besser. Schade, wäre das Video eigentlich noch sorgfältig gemacht. Ebenso Mühe mit Englisch (gewollt?) hat der Männerchor Steili Kressä mit «The Beat Of The Meat». Ähnlich amüsant ist der Konichiwa Panda. Eine Mischung aus K-Pop, Halloween und Raumschiff Enterprise. Und noch ein Beispiel aus der Kategorie «Leider nein»: «Wild» von Ainhoa Real. Wie sagt sie selbst so schön: «makes you shiver»
… die guten ins Töpfchen
Es gibt sie dennoch, die guten Songs. Unter den anderen Songs könnte man sie fast als Juwelen bezeichnen. Beginnen wir beim Song, der momentan vom Publikum am meisten Stimmen erhalten hat: «Open Heart Surgery» von Thierry Condor aus Aarau. Solider Brit-Pop und ein witziges Video. Das könnte tatsächlich funktionieren. Wem hier noch der Glamour-Faktor fehlt, der könnte auf Kitty Brucknell stehen. Die durch X Factor bekannt gewordene Lady legt mit «Yearing» eine süffige Dance-Nummer hin. Sanftere Klänge wehen aus Malta daher. «In And Out Of Love» ist eine schöne Ballade gesungen von einer Frau mit hervorragender Stimme. Eigentlich wäre das für Malta eine gute Alternative zum Dauerbrenner Chiara. Ebenfalls eine Ballade singt Kate: «When The Good Die Young». Der Song wurde von R&T Multimedia produziert, die mit Together Forever von 3ForAll in der Vorausscheidung 2014 standen. Oder wie wärs mit etwas Country? Immerhin hat am ESC 2014 ein Country-Titel den zweiten Platz geholt. Corinne Mend steht mit «Annie Get Your Gun» in dieser Musikkategorie am Start. Ich höre schon die Fans den Song trällern, der Text ist eingängig. Oder etwas Göhre gefällig? Das könnte der sonst eher braven Schweiz gut tun: «Astro» von Jerry Junkins.
Und dann gibt es noch viele weitere Songs, die gar nicht so richtig in Erinnerung bleiben wollen. Am besten geht man selber mal auf der Website des Schweizer Fernsehens selbst auf Talentsuche. Ob im Moment der Gewinnersong des ESC 2015 dabei ist? Es fehlt wohl noch ein echtes Juwel… Die im Titel gestellte Frage bleibt also bis 27. Oktober 2014 offen: Wo sind die Schweizer Eurovisions-Talente?
durchgestrichen: Song wurde gelöscht
Bild: Printscreen von esc.srf.ch