Sie sind kaum vom Eurovision Song Contest wegzudenken: Die Flaggen, die während den 3 Shows wie wild von den Fans geschwenkt werden. Auch wenn sie der Schreck für jeden TV-Produzenten sind, so zeigen sie doch wunderschön die ausgelassene Stimmung in der Halle. Schon immer gab es Vorgaben, wie diese Flaggen auszusehen haben. Die Grösse ist vorgeschrieben, die Art der Befestigung (Holz ist verboten, ein Plastikstängeli ist erlaubt). In diesem Jahr sind die Guidelines jedoch strenger. Erlaubt sind Flaggen aller teilnehmenden Länder und von Ländern, die in den vergangenen Jahren teilgenommen haben. Tabu ist in der Globen Arena in Stockholm – Gottseidank – die Flagge des IS-Staates, das liegt auf der Hand (ob sich dann die angekündigten Terroristen daran halten werden, diese Frage sei mal ausgeklammert). Nicht erlaubt sind aber auch Flaggen wie von Katalanien, da mit ihnen ein politisches Statement verbunden werden kann. Auch diese Flagge klammern wir aus. Die Gemüter erhitzen sich jedoch an der Rainbow-Flagge. Die Regenbogen-Flagge sei toleriert, wenn sie, nach Bewertung der Organisatoren, nicht gezielt genutzt werden, um während der Show ein politisches Statement abzugeben.
So, und jetzt ist der Salat angerichtet. Beim Auftritt von Russland, das nach wie vor unter dem von Putin erlassenen Anti-Schwulen-Gesetz leidet, wird eine Regenbogen-Flagge automatisch politisch. Dass die Flagge im Bild erscheinen wird, ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Erwähnter Organisator ist das schwedische Fernsehen. Und dieses wird es sich kaum erlauben können, Flaggen einzuziehen. Und es tut gut daran, sich nicht durch Russland und die neue EBU-Richtlinie einschüchtern zu lassen. Denn die Flagge steht nicht zuletzt für Toleranz, die eben genau in Russland fehlt. Wer die Flagge verbietet, der wird intolerant und gleicht sich somit Russland an. Und stellt nicht zuletzt den Song Contest in Frage. Denn dieser soll eben ein verbindender Anlass sein, der ALLE willkommen heisst (siehe der Eurovision-Welcome-Spot #welcomeall des schwedischen Fernsehsenders SVT). Und nochmals nicht zuletzt: Wer die Regenbogen-Flagge am Song Contest in Frage stellt, der hätte konsequenterweise auch die Siegesrede von Conchita Wurst verbieten müssen. Diese war und ist ein starkes Statement für Toleranz. Und so gibt es zu dieser Flaggen-Posse nur eine richtige Antwort: We are unstoppable!
Bild: Still aus dem Auftritt der Tolmachevy Sisters aus Russland am Eurovision Song Contest 2014 in Kopenhagen.