Die 18 Tickets zum Experten-Check für den Schweizer Eurovision Song Contest sind vergeben. Als Crew-Mitglied einer Fansite zum Eurovision Song Contest wird man selbstverständlich oft gefragt, was man von der Wahl halte. Deshalb hier meine ganz persönliche Sicht auf die Ticketvergabe.
Zuerst mal vorweg: Es war ein guter Jahrgang dieses 2015. Lag es am hervorragenden Abschneiden von SEBalter in Kopenhagen oder war es der breit beachtete Sieg von Conchita Wurst, die den Eurovision Song Contest wieder etwas salonfähiger machte? Wie auch immer: Viele bewarben sich im Schweizer Vorentscheid zum ESC 2015. Rund ein Drittel der eingereichten Songs bewegte sich auf einem qualitativ guten Niveau. douzepoints.ch hatte es schwierig, eine Top 10 zusammenzustellen. Machte dies jedoch für die Romandie und die Deutschschweiz.
Wo ist das Ausland?
Damit auch wirklich gute Songs zusammenkommen, hat man gerade für die Deutschschweiz breit gesucht: Die ganze Welt konnte einen Song einreichen. Und sie tat es … Denn: Welches andere europäische Land ist so grosszügig und öffnet Interpretinnen und Interpreten aus allen Ländern die Pforten? Von den 206 eingereichten Songs stammten 115 nicht aus der Schweiz, also mehr als die Hälfte. Und wieviele sind davon weitergekommen? Kein einziger! Zufall? Das ist die Erklärung von SRF:
«Die Auswahl kam durch die Abstimmung des Publikums auf der Internetplattform und durch die Fachjury zustande. Wir denken, dass die Unterstützung der Künstlerinnen und Künstler im eigenen Land tendenziell grösser ist. Letztes Jahr hatten wir am Expertencheck aber zum Beispiel eine Musikerin aus Polen mit dabei.»
Wäre es nicht ehrlicher und fairer, ausländische Titel von vornherein auszuschliessen?
Was passiert in der Blackbox?
Nicht transparent ist leider die Auswahl der Songs. Beim Internet-Voting auf esc.srf.ch durfte das Publikum seine Stimmen abgeben. Gerade mal deren 4 Punkte durften verteilt werden. Das ist für eine Abstufung zu wenig. Warum nicht eine 12-Punkte-Voting wie beim richtigen Eurovision Song Contest? Wie auch immer: Das ermittelte Publikums-Ergebnis wird nicht veröffentlicht. Ebenso ist in der Deutschschweiz nicht bekannt, wer in der Jury Einsitz hatte. In der Romandie waren es Catherine Colombara, Laurent Pavia, Emile Felber und Nicolas Tanner. Für sachdienliche Hinweise zur Identität dieser Personen bitte um Nachricht. Aus der Blackbox purzelt also ein Ergebnis daraus, dass nicht nachvollziehbar ist. Diese Intransparenz ist entgegen der Bemühungen bei der EBU, das Voting beim Eurovision Song Contest offen zu legen. Eine weitere Kuriosität in der Romandie: Alenko kam weiter. Allerdings nicht mit dem eingereichten Song «Même si tout s’en va» sondern mit «Vu d’en haut». Wie ist das bloss möglich?
Wo bleibt die Qualität?
Nicht, dass ich jetzt falsch verstanden werde: Über die Qualität eines Eurovision-Songs (und seiner Tauglichkeit für den Event) kann man sich streiten. Ich finde durchaus ganz tolle Songs unter den glücklichen 18 Auserwählten. Zum Beispiel «Open Heart Surgery» von Thierry Condor. Oder Andy McSean mit «Hey Now». Oder Dahï mit «Destiny». Was macht aber der Song «Only Human» von Tiziana in der Auswahl? Will man da die Gewinnerin von The Voice noch rentabilisieren? Und Simon Hafner? Bei aller Sympathie zu seinem Coming-Out durch seinen Song «There Was A Yesterday» … dieses Englisch, der Gesang … Dieter Bohlen würde sehr rasch buzzern. Es gäbe noch weitere Beispiele, die nicht sehr nachvollziehbar sind. Ich will mich ja nicht bei weiteren unbeliebt machen. Aber: Die übrigen Mitbewerber gemäss unserer Top-10-Liste hatten einfach mehr Qualität zu bieten. Und viel Erfahrung, was eine Eurovision-Showbühne betrifft. Zum Beispiel Patric Scott mit «Stay». Und so komme ich zum dritten Wunsch an die Adresse von SRF: Nehmt bitte douzepoints in die Experten-Jury auf ;-)
Bild: Innensicht der Blackbox ;-)