«Der Song wird gewinnen» – so selbstbewusst gibt sich Marius Bear. Welche Chancen kann er sich wirklich ausrechnen? Wir schauen uns ein paar Zahlen und Quoten näher an.
Das Wichtigste vorweg: «Boys Do Cry» von Marius Bear scheint zu polarisieren. Mensch liebt den Song. Oder nicht. Findet die Ballade einzigartig schön. Oder zu weihnächtlich. Einigkeit scheint es über die rauchige Stimme zu geben unseres Schweizer Eurovision Acts. Diese kommt sehr gut an. Und wer Marius einmal in einem Interview erlebt hat, schliesst den 190 grossen Mann ins Herz. Unabhängig lohnt sich ein Blick auf die Chancen der Schweiz in diesem Jahr. Wir machen das kurz vor seiner ersten Probe vom 30. April 2022.
Anzahl Views auf YouTube und Likes
Seit der Veröffentlichung am 8. März 2022 hat das offizielle Video rund 633’000 Views und 14’200 Likes. Das ist im Vergleich zu anderen Eurovision Acts des Jahrgangs 2022 eher durchschnittlich. Unter den 40 Teilnehmenden ist es Rang 28 bezüglich Views. Auch im Vergleich mit den Schweizer Songs in den Vorjahren ist es eher weniger: Luca Hänni mit «She Got Me» hatte 8,5 Millionen und Gjon’s Tears mit «Tout l’univers» 6,6 Millionen Views. ZIBBZ im 2018 hatten 1,5 Millionen, Timebelle 809’000.
Allerdings ist das nicht direkt vergleichbar, da hier alle Views bis heute mit drin sind. Also insbesondere auch jene während des jeweiligen Song Contests. Spannend wird aber die Analyse von den Likes im Verhältnis zu der Anzahl Views. «Boys Do Cry» weist hier eine leicht höhere Like-Quote auf wie Gjon’s Tears mit «Tout l’univers». Im Vergleich dazu ist jene von Luca Hänis «She Got Me» und Timebelles «Apollo» deutlich schlechter. Wir werten das als ein gutes Zeichen, dass der Song ein Publikum anspricht, das auf Qualität setzt. Und damit dafür, dass die Fachjury viele Punkte vergeben dürfte.
myeurovisionscoreboard
Die Rating-App für Eurovision-Fans myeurovisionscoreboard.com zeigt die Schweiz per 30. April 2022 auf Rang 38, also an zweitletzter Position mit etwas mehr als 8500 Punkten. Auf Rang 1 ist Spanien mit 180’000 Punkten vor Schweden mit 179’000 und Italien mit 158’000. Nur Georgien und Bulgarien sind noch hinter der Schweiz.

OGAE Poll
43 Länder der OGAE-Vereinigung, der «Organisation Générale des Amateurs de l’Eurovision», haben ihre Stimmen für den besten Eurovision Song 2022 abgegeben (auch die Schweiz). 4438 Eurovision-Fans haben an dem Poll mitgemacht. Und für Turin eine Siegerin erkürt: Cornelia Jakobs aus Schweden. Marius Bear erreichte mit «Boys Do Cry» einen Punkt (von Aserbaidschan) und damit Rang 28.

Kommentare bei der Veröffentlichung
Auf der Facebook-Seite von Eurovision Song Contest wurde «Boys Do Cry» von Marius Bear nach der Veröffentlichung erneut am 1. April 2022 vorgestellt. 49 Kommentare stehen unter dem Facebook-Post. Wir haben versucht, sie zu kategorisieren:
4 x Eine so tolle Stimme…
5 x I use it to fall asleep, really helps
4 x I’m also crying. Probably not same reason …
3 x I like this song but it’s likely a non qualifier
7 x This song has something that makes me listen to it over and over again.
Wobei wir wieder beim Einstieg wären: Man mag ihn oder nicht.
Wettquoten
Wir mögen jeweils die Zusammenstellung der Wettquoten auf Eurovision World. Es handelt sich um einen Zusammenzug mehrerer repräsentativer Wettquoten. Demnach setzen die meisten auf auf die Ukraine mit einer Gewinnchance von 42%. Platz 2 belegt Italien und Platz 3 das Vereinigte Königreich. Die Schweiz landet auf Rang 14 mit einem Prozent Siegeschancen. Und auf Rang 9, wenn es um die Qualifikation im ersten Halbfinale geht.
Es ist wichtig, sich vor Augen zu führen, was Wettquoten sind. Es handelt sich um eine Einschätzung der Wettenden, wer gewinnen wird. Das bedeutet nicht zwingend eine Bewertung des Songs. Gerade das Beispiel der Ukraine zeigt, dass man davon ausgeht, dass sich Europa mit dem durch Russland kriegerisch angegriffenen Land solidarisieren könnte. Ob der Song gut genug für einen Sieg ist, sagen die Wettquoten nicht aus.


Fazit
«Der Song wird gewinnen» ist so gesehen eine kecke Behauptung von Marius. Dennoch: In jedem Song Contest gibt es ein «dark horse». Erst wenn man alle Umsetzungen auf der Bühne gesehen hat, weiss man auch, wer sich wirklich Siegeschancen ausrechnen darf. Es könnte fürs Finale reichen. Oder auch nicht. Und es könnte dann für eine gute Platzierung reichen. Oder auch nicht. Dass sich jemand siegessicher gibt ist letztlich auch die Voraussetzung, um überhaupt an einem Song Contest anzutreten. Erst nach dem 1. Halbfinale um 23 Uhr und allenfalls um 0:30 Uhr am 15. Mai wissen wir, was die Prognosen wirklich taugen. Wir sind gespannt!
Bilder: Printscreens von den jeweiligen Apps und Websites
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