Malta, Zypern, Aserbeidschan, Lettland, Frankreich … und natürlich Russland. In allen Songs geht es um das Recht von Frauen auf Selbstbestimmung, um die eigene Kraft und den Glauben an sich selbst. Die Liste der kraftvollen Frauenstimmen am Eurovision Song Contest 2021 ist erfreulich lang.
«So if I show some skin / Doesn’t mean I’m giving in / Not your baby / Je me casse» singt Destiny für Malta. Sie widmet ihren Song allen Frauen und kämpft für «female empowerment» In ihrem Beitrag geht es um die Unabhängigkeit von Frauen gegenüber Männern, die sie nach einer plumpen Anmache oder einer Einladung auf ein Getränk bereits als ihr Eigentum betrachten.
Der Beitrag aus Zypern hat bereits im Vorfeld zu intensiven Diskussionen geführt. «El Diablo» handelt vom ewigen Kampf zwischen Gut und Böse und von der Liebe zu einer Person, die so böse wie der Teufel («El Diablo») ist. Einige religiöse Gruppen gingen in Zypern auf die Barrikaden, der Song sei skandalös und propagiere ewige Liebe zu Satan. Stimmt nicht, sagte Sängerin Elena Tsagrinou. Sie möchte Frauen ermutigen, sich am Ende aus solchen Situationen zu befreien. Efendi aus Aserbaidschan nimmt sich historisch starke Frauen zum Vorbild. War es 2020 noch «Cleopatra» geht sie dieses Jahr «Mata Hari» an den Start und singt über eine Frau, die ihre Macht geschickt zu nutzen weiss. Samanta Tina aus Lettland krönt sich zur Queen und singt selbstbewusst «I am a woman. I am a ruler».
This is me. Here I am. Accept me for what I am, «Voilà». Das ist die einfache, aber kraftvolle Botschaft in Barbara Pravis Song für den ESC 2021. Die Vertreterin aus Frankreich singt über eine Frau, die sich lange Zeit versteckt hat und nun bereit ist, zu sich selbst zu stehen und ihren Traum zu leben. Für Barbara Pravi ist dieser Weg zur eigenen Stärke verbunden mit ihrer eigenen Geschichte. Ihre Performance kommt wahrscheinlich auch deshalb sehr authentisch rüber.
Einen Schritt weiter geht der russische Beitrag. Manizha prangert in ihrem Song die Diskriminierung von Frauen an, heute und in den letzten 100 Jahren. Sie singt über die Entbehrungen russischer Frauen unter anderem während des Kriegs und über traditionelle Geschlechterstereotypen. Wie zu erwarten war, lassen die Reaktionen in Russland nicht lange auf sich warten. Die einen hassen den Song, die anderen lieben ihn. Die Aussagen seien zu «unrussisch» und teilweise männerfeindlich, so die Vorwürfe. Zudem unterstützt sie offen die LGBTQI+ Bewegung in Russland. Dass sie auf der Bühne aus einem übergrossen klassischen russischen Outfit herauskommt, könnte nicht zuletzt auch als Coming-Out-Botschaft gemeint sein. Die Kritik kümmert Manizha nicht. «Every Russian Woman / Needs to know / You’re strong enough / You’re gonna break the wall»
Credits: EBU / THOMAS HANSES
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