Nadja Burkhardt ist Stadt-Genferin, ehemalige FDP-Politikerin und die Nummer 2 beim Eurovision Song Contest. Nach Martin Österdahl, Executive Supervisor hat die unscheinbare Dame das Sagen in Rotterdam.
Mit gebührendem Abstand von ca. 750 km skypen wir. Sie sitzt gelassen auf Ihrem Stuhl, nippt an Ihrem Kaffee und schaut mit gespanntem Blick in die Kamera des Mobiltelefons. Als Verantwortliche für die Sicherheit beim Event, war es eine Ehre mit ihr zu sprechen. Vor Ort sei eine Grundspannung zu spüren. Die Situation könne sich stets verändern. «Die Planung begann bereits im vergangenen August 2020. In engem Kontakt mit dem Home-Broadcaster wurde alles darangesetzt, dass sich die Delegationen aus den 39 Ländern wohl fühlen und die Sicherheit gewährleistet ist» erklärt Nadja Burkhardt.
Die Schwierigkeit: Unsicherheit. «Von Tag zu Tag musste man Pläne schmieden. Und diese wieder über Bord werfen. Man musste immer einen Vergleich zwischen den Niederlanden und der Welt machen. Die Unsicherheit in dieser Corona-Zeit, ob der Anlass vor Ort überhaupt durchgeführt werden kann, war ein riesiges Problem.» Nadja Burkhardt schaut gelöst in die Kamera und hängt an «Im Januar 2021 hatten wir noch keine Ahnung, ob wir den Anlass vor Ort durchführen können».
Ein Test mit Corona
Im Normalfall reist das Team der European Broadcasting Union (EBU) mehrere Male im Jahr an den Veranstaltungsort. Lächelnd ergänzt sie: «Im Normalfall wohnen wir quasi im jeweiligen Gastgeberland». In diesem Jahr war das nicht möglich. Die letzten Besuche der EBU in den Niederlanden waren im Januar 2020.
Eine riesige Bubble wurde in den vergangenen Monaten auf die Beine gestellt. «Ein adaptiertes Sicherheitskonzept, wie wir es in Tel Aviv hatten. Nur ist in diesem Jahr die Gefahr unsichtbar».
Die Behörden des Königreichs haben Zuschauende erlaubt. Nadja Burkhardt wirkt bei dieser Frage leicht angespannt: «Die Zuschauenden sowie die Delegationen werden in der Halle vertreten sein. Jede Person in der Ahoy Arena wird auf Corona getestet. Eine logistische Meisterleistung der Behörden, der Home-Broadcaster und der EBU.» Die Niederlande hat den Eurovision Song Contest 2021 zu einem Versuchskaninchen ernannt. Man will auch von Seiten der Behörden sehen, ob man in unsicheren Zeiten ein Event in dieser Grössenordnung durchgeführt werden kann.
Für die Zukunft wünscht Sie sich nur eines: «Dass sich die Situation wieder normalisiert».

Nadja Burkhardt
Sie wurde im November 2015 zum Event Supervisor für den Eurovision Song Contest ernannt und kümmert sich um alle Aspekte, die die gesamte zweiwöchige Veranstaltung ausmachen und sich um die eigentliche TV-Show drehen.
Eurovision in Corona-Zeiten
Alle 48 Stunden ein Atemtest – das ist Eintrittsticket in die Ahov-Arena, wo der Eurovision Song Contest 2021 stattfindet. Es gilt für Delegationen genauso wie für alle Akkreditierten in der Arena. Bereits vier Mal musste eine Delegation vorsichtshalber aussetzen: Polen, Rumänien, Malta und Island. Sollte eine Sängerin oder ein Sänger tatsächlich ausfallen, hat die EBU sogenannte Backup-Videos. Australien nimmt nicht Vor Ort teil weil es Reise-Restrikionen gibt. Und rund die Hälfte der Kommentator:innen tun dies von zuhause aus.
Was alles so einfach klingt, ist das Ergebnis einer lange erfolgten und ausgeklügelten Planung in verschiedenen Szenarien. 4 verschiedene gab es davon. Von A mit einem ESC wie in anderen Jahren bis D mit einem ESC ohne Delegationen vor Ort. Glücklicherweise kommt Variante B zum Einsatz: Ein ESC mit reduziertem Publikum und allen Delegationen vor Ort. 3500 Zuschauende sind jeweils zu einer Show in der Halle zugelassen. Die Durchführung ist eng mit den niederländischen Behörden geplant und der Eurovision Song Contest ist auch Teil eines gross angelegten Tests für Events.
Man muss der EBU ein Kränzchen winden für die Umsichtigkeit. Konsequent wurde das Ziel verfolgt, den Eurovision Song Contest 2021 durchzuführen. Dies, nachdem man ihn 2020 beerdigen musste.

Credits: NATHAN REINDS
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