Litauen, Zypern, Malta, San Marino und Frankreich sind neben der Schweiz heisse Anwärter auf den Sieg. Deshalb schaut douzepoints.ch diese genauer an. Jetzt unter der Lupe:
#dangerous5: 5/5
Frankreich 🇫🇷, Barbara Pravi, Voilà
Dass grad zwei Songs in Französisch unter den Top-Favoriten in diesem Jahr sind (ok, der Song aus Malta bedient sich auch mit drei Wörtern der Sprache der Liebe … «Je me casse») zeigt: Französisch macht sich gut und wird am ESC von vielen vermisst. Mit Barbara Pravi schickt Frankreich eine echte Künstlerin ins Rennen. Nein vielmehr: eine Chansonière. Musik fliesst in ihren Adern und die Assoziation mit Edith Piaf dürfte manchmensch machen. Doch lange Zeit war sie im Hintergrund tätig. So schrieb sie etwa Lieder für Yannick Noah. Und mischte auch am Junior Eurovision Song Contest mit. Bei den Liedern von 2019 und 2020 war sie Co-Autorin. Nun ist es quasi ein Coming-in ins Rampenlicht. Wird es Frankreich schaffen, diesen emotionellen Song auf die grosse Eurovision-Bühne zu bringen?

Barbara Pravi erscheint schlicht gekleidet in einem eleganten schwarzen Bustier und einer engen, gleichfarbenen Hose. Einige Juwelen schmücken ihre rechte Hand. Es wird mit Schatten und Licht gespielt. Eine intime Atmosphäre. Die Künstlerin ist in Kontakt mit ihrem Publikum. Ein Scheinwerfer beleuchtet Pravi von hinten und wirft einen Schatten auf die Bühne. Am eindrucksvollsten und poetischsten ist es, wenn sich Barbaras Schatten mit ausgestreckten Armen in zahlreiche weisse Vögel verwandelt, die in alle Richtungen davonfliegen. Wenn Pravi «Regardez-moi» singt, haben wir sie in Grossaufnahme. Es gibt kaum Spezialeffekte.
Alles ist minimalistisch. Es mag einfach erscheinen, ist in Wirklichkeit aber alles sehr gut durchdacht. Frankreich hat es mit Bravour geschafft, den Chanson nach Rotterdam zu bringen. Die Inszenierung erinnert etwas an die Einfachheit der Inszenierung, mit der sie den französischen Vorentscheid gewann. Ein starkes Kontrastprogramm zu allen Backdrops mit ihren Lichtgewittern der anderen Acts.

Das grandiose Finale dann zum Schluss. Während 50 Sekunden kein einziger Schnitt (wann hat es das in den letzten Jahren mal gegeben?). Nur eine Kamera, die sich mit ihr elegant bewegt. Une danse. Ein wunderschönes Tête-à-tête. Intimität. Bewegend. Die Seele berührend. Genauso ein Lied muss Eurovision gewinnen.
Das Urteil von douzepoints.ch:
Grandios. Voilà.
Bild: EBU / THOMAS HANSES
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