Es ist immer ein besonderes Erlebnis: Zum ersten Mal einen Fuss in die Eurovision-Halle zu setzen. Lichter, Kameras, eine tolle Akustik und vor allem Grösse, die uns beeindruckt. Wir haben ein paar Impressionen eingefangen und liefern den einen oder andern Fakt zur Bühne.
«Music in 5, 4, 3, 2, 1 …», so kündet der Stagemanager Henric von Zweigbergk jeweils den neuen Probedurchgang an. Jedes einzelne Bild ist im computerprogrammierten Ablauf festgehalten, wo Licht, Ton, Effekte und Kameras gesteuert sind. Alle wissen, was zu tun ist. Willkommen zum ersten Mal in der Eurovision-Halle 2018, in der Altice-Arena in Lissabon.
Die Arena
Von aussen betrachtet fällt auf: die Arena ist oval-förmig. Es könnte ein Rochen sein oder eine grosse Muschel (oder ein WC-Deckel), auf jeden Fall spürt man sofort die Nähe zum Wasser und damit zum Motto «All aboard». Kein Wunder, denn die Halle wurde für die Expo 1998 gebaut, sie lehnt sich an die Form eines Pfeilschwanzkrebs an. Damals hiess sie Utopia Pavillon, eine Ausstellung zum Meer. Nach der Expo wurde sie in MEO Arena umgetauft, seit 16. Oktober 2017 heisst sie Altice Arena. Und sie bietet (rein theoretisch) Platz für 20 000 Personen, bei Eurovision sind aufgrund des grossen Platzbedarfs der Bühne etwas weniger.
Die Bühne
Auch sie grefit das Motto «All aboard» auf, indem sie an einen Rumpf eines Schiffs erinnert und damit die Wurzeln Portugals als Seefahrer-Nation aufgreift. So soll denn der Eurovision Song Contest 2018 in Lissabon auch eine (Schiffs-)Reise durch die Musik-Kultur Europas sein. Verantwortlich war auch in diesem Jahr wieder Florian Wieder, der bereits die Bühnen in Wie oder wie im letzten Jahr in Kyiv erstellt hat. 4 Elemente aus der Seefahrt wurden aufgenommen:
- Navigation: Die bekannten Bogen einer Armillarsphäre sind in der Bühne integriert.
- Meer: Eine Welle ist im Hintergrund der Bühne abgebildet.
- Schiffe: Sie stehen für den Entdeckergeist und die Bühne greift dieses Symbol auf.
- Karten: Diese geben Orientierung und Linien verbinden Orte miteinander. Die Linien sind insbesondere auch in Form von Lichtelementen zu sehen.
Was in diesem Jahr auffällt: Ein LED-Screen fehlt. Damit mussten auch alle 43 Nationen die Hauptelemente in ihrem Auftritt integrieren. Das fördert die Einheit in der Vielfalt, damit einher gehen jedoch Abstriche bei der Individualität der einzelnen Länder.
Die Technik
Von den LED-Screens kommen wir nun zur eigentlichen Technik. Statt des LED-Screens wurde im Hintergrund eine «Wall of death» geschaffen, wie Chef-Techniker Ola Melzig von M&M Production auf seinem Blog ausführt. 351 sogenannte MagicPanel FX (siehe unten ein Einsatzbeispiel mit viel weniger Panels) wurden zum ersten Mal installiert. Grandiose Lichteffekte inklusive. Das ist natürlich nicht alles. Stolze 88 000 Meter Kabel alleine für Licht wurden verlegt. 152 000 verschiedene Parameter lassen sich einstellen. 24 Follower-Spots sind im Einsatz. Und 19 Kameras halten das fest.
AYRTON – MagicPanel-FX – 52 Unit Demo from Ayrton on Vimeo.
Unser Urteil
Eurovision-Bühnen sind per se beeindruckend. Allerdings fällt aus unserer Sicht die Bühne in diesem Jahr etwas ab. Uns scheint sie im Vergleich zu den Vorjahren zu wenig einzigartig. Insbesondere Kopenhagen und Wien bleiben uns in bester Erinnerung. Ein Hauptproblem sehen wir in der fehlenden LED-Wand. Etwas, das einfach irgendwie dazu gehört und noch mehr Möglichkeiten bietet. Aber am Schluss ist vor allem entscheidend, wie das ganze am TV wirkt. Wir sind gespannt …
Bilder: EBU/Thomas Hanses sowie Pinterest (Altice Arena)
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