Probleme, eine geeignete Halle zu finden. Probleme, das Geld aufzutreiben und ein Fernsehdirektor, der deswegen abspringt. Und nun das Problem, dass man masslos hinter dem Terminplan ist. Nein, Kiew ist kein Vorzeigebeispiel für die Durchführung des Eurovision Song Contest. Könnte die EBU sogar bald die Notbremse ziehen?
Das Budget für den Eurovision Song Contest in Kiew beträgt rund 16 Millionen Euro. Dies ist etwa ein Drittel des Budgets des ukrainischen Fernsehsenders NTU. Aus Protest gegen diese Summe, erklärte der Chef des Senders, Surabi Alassanija, am 1. November 2016 seinen Rücktritt. Der ukrainische Kulturminister Yevhen Nyschuk hat sich drei Tage später bereit erklärt, die Organisation zu übernehmen. Das ist wohl nur die Spitze des Eisbergs, wenn es um die Organisation des Eurovision Song Contest 2017 in Kiew geht. Denn nun enthüllte der demnächst antretende neue Fernsehdirektor brisante Details.
Einen Monat in Verzug
Aleksandr Kharebin, so heisst der neue Direktor, erklärte gegenüber dem Magazin NTU, die European Broadcast Union hätte Kiew bereits anfangs Oktober 2016 die rote Karte für die Vorbereitungsarbeiten gezeigt. Insbesondere bemängelt wurden die bürokratischen Hürden, unzureichende Gesetzgebung und eine negative Haltung von Funktionären in Kiew gegenüber dem ESC. Zwar hat der ESC-Verantwortliche Jan Ola Sand von der EBU mehrmals beteuert, dass er an Kiew und die Einhaltung des Terminplans glaubt. Doch nun sickerte von Kharebin durch, dass die EBU am 8. Dezember 2016 das weitere Vorgehen beraten wird. Es könnte also gut sein, dass die EBU dann die Notbremse zieht.
Ab nach Russland?
Die Frage bleibt dann: Wohin zieht der ESC-Zirkus im Mai 2017? Wohl kaum ins zweitplatzierte Land Australien. Da man (im Moment) kaum den ganzen Eurovision-Tross nach Australien verlegen kann, kommt dies nicht in Frage. Auf Nummer 3 schloss am Eurovision Song Contest 2016 Russland ab. Doch: Kann es sich die EBU leisten, die Austragung 2017 ausgerechnet an den Erzfeind (und Kriegsgegner) der Ukraine zu vergeben? Dies wäre eine wahre ESC-Bombe! Wohl deshalb wird die EBU eine neutraleren Plan B ausarbeiten müssen. Und sollte sie am 8. Dezember tatsächlich den Stecker für Kiew ziehen, dann müsste sie wohl bereits eine Stadt mit einem verfügbaren Stadion zu den fixierten Daten im Mai haben. Denn sonst wäre der Zeitplan kaum noch haltbar. Somit ist davon auszugehen, dass hinter den Kulissen bereits intensiv an einem Plan B gearbeitet wird … Wir bleiben dran!
Bild: EBU
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