Seit langem laufen Diskussionen, ob das Voting-Verfahren am Eurovision Song Contest noch zeitgemäss sei. Nun nimmt die European Broadcast Union (EBU) einen entscheidenden Schritt und stellt das Voting um. Das Ziel ist vor allem, die Punkteverkündung bis zum Schluss spannend zu halten.
Es sei die grösste Änderung im Voting seit 1975, als das 12-Punkte-System eingeführt wurde, sagte heute die European Broadcast Union (EBU). Bisher wurden die Ergebnisse der Abstimmungen von Jurys und Zuschauern als kombiniertes Ergebnis verkündet. Von 2016 an werden Jury- und Zuschauerwertungen voneinander getrennt. Jedes Land kann einem Teilnehmer zukünftig also maximal 24 Punkte geben – 12 durch die Jury, 12 durch die Zuschauer.
So läuft das neue Voting im Detail ab
- Wie bisher: Im jeweiligen Jury-Halbfinal oder Jury-Final (findet einen Tag vor dem eigentlichen Halbfinale oder Finale statt) bestimmt eine Fachjury die Punkte für die Länder. Es gibt Punkte von 1 bis 8, 10 und 12.
- Wie bisher: Im eigentlichen Halbfinale oder Finale stimmen die Zuschauer für ihren Lieblingssong und ihr Lieblingsland ab. Dies geschieht per Telefon, SMS oder App. Dies wird umgerechnet auf Punkte von 1 bis 8, 10 und 12.
- Neu: Es folgt die Punktevergabe. Dabei wird nicht wie bisher eine Gesamtwertung von Jury und Publikum verlesen. Die Spokespersonen vergeben nur die Punkte der Fachjury an die jeweiligen Länder. Dabei wird nur die Wertung der zwölf Punkte öffentlich verkündet, die restlichen Punkte werden eingeblendet. Es entsteht eine Zwischen-Rangfolge.
- Neu: Jetzt kommen die Punkte der Zuschauer. Dabei werden alle Zuschauerpunkte der abstimmenden Länder zusammengerechnet. Die jeweilige Summe geben die Moderatoren bekannt – beginnend mit dem Land, das die wenigsten Punkte bekommen hat.
- Neu: Im Anschluss ans Halbfinale oder Finale werden alle Ergebnisse auf eurovision.tv veröffentlicht. Denn beim neuen Verfahren erfährt man nicht, aus welchem Land die jeweiligen Punkte der Zuschauer kommen.
Darum wirds mit dem neuen Voting spannender
Die Änderung soll das Voting spannender machen, denn mit dem alten Verfahren stand der Gewinner oft schon lange vor Ende der Punkteverkündung fest. Mit dem neuen Verfahren wird dies erst am Ende der letzten Punkteverkündung sein. Das neue Verfahren wird bereits seit 2012 diskutiert. Es wurde einstimmig von der Reference Group und dem EBU-Team beschlossen. Jon Ola Sand von der EBU: «Das neue Voting ist ein grosser Schritt hin zu einer besseren Fernsehshow und einem spannenderen Wettbewerb.» Die neuen Regeln würden garantieren, dass der Song, der bei den Zuschauern am besten ankommt, auch 12 Punkte erhalte, unabhängig davon, wie die Jurys abstimmen. Das neue Voting-System kommt übrigens am gleichen Ort (also Stockholm) zum Einsatz, wo vor über 40 Jahren das System der «douzepoints» vorgestellt wurde. Übrigens wurde das neue System sehr genau ausgearbeitet. Es ist auch geregelt, was bei Punktegleichstand passiert. Dies alles könnt ihr auf eurovision.tv im FAQ nachlesen.
Das neue Voting-System für den Eurovision Song Contest in einem Film erklärt
Bild: eurovision.tv
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