Am 24. Mai 2015 um 0:30 Uhr tat sich der Abgrund auf. Zumindest für den Eurovision Fan. Måns Zelmerlöw war als Gewinner so sicher wie die Post Eurovision Depression. Es ist nicht nur innere Leere, leer ist es auch punkto Themen, über die man sich austauscht und berichtet. Wir schauen etwas tiefer ins Eurovision-(Sommer)loch und sagen, woran man es erkennt.
1. PED
Man bleibt nicht von ihr verschont und es gibt kein Mittel gegen sie: die Post-Eurovision-Depression. Mindestens 2 Wochen Lethargie: körperlich und psychisch erschlagen. Verhalten: lautes Jammern über die PED auf allen sozialen Netzwerken und mit Freunden. Solltest du immer noch drin sein, raten wir zum Arzt oder Apotheker zu gehen …
2. Mantra und Timer
Fast schon missionarisch trösten wir andere und erzählen dem Nicht-Eurovision-Umfeld: «Nach dem Eurovision Song Contest ist vor dem Eurovision Song Contest». Wie wahr! Und täglich schauen wir alle auf die Timer, die sich auf den diversen Sites finden: Nur noch 272 Tage, 12 Stunden und 13 Minuten. Mit jeder verstrichenen Sekunde steigt die Freude aufs nächste Finale (immer im Wissen, dass sich der Abgrund erneut auftut).
3. CD rein
Obwohl der Eurovision Fan seine Songs in- und auswändig kennt, er hört sie täglich rauf und runter. Endlich versteht er auch das Englisch von Polina Gagarina (nicht: We are the worst people. sondern: We are the world’s people), prägt sich den Song von The Makemakes ein (“least memorable songs of 2015”) und begreift den Sinn von Måns Zelmerlöw’s “Heroes”. Und man hört solange die Songs, bis man sie nicht mehr hören kann. Oder die Freunde sich abwenden …
4. DVD an
Gleiches auf DVD: 2 x 2 Stunden und 1 x 3,5 Stunden Eurovision Song Contest in der gefühlten Endlos-Schleife.
5. Hallensuche
Das Land steht mit dem Gewinner fest. Doch wo pfercht man rund 20 000 Eurovision-Fans rein, damit sie dem grossen Spektakel frönen können? Eine Halle muss her! Und das liefert doch schon ziemlich Gesprächsstoff. In diesem Jahr leider nur bis 8. Juli. Dann stand bereits die Globe Arena als Austragungsort fest. Man hätte es auch spannender inszenieren können, dürfen, sollen … ja MÜSSEN
6. Länder-Spekulationen
Noch viel länger wird uns da beschäftigen, welche Länder im 2016 an den Start gehen. Die üblichen Länder sagen relativ früh zu (verlässlich wie eine Schweizer Uhr hat SRF am 19. Juli die Teilnahme bestätigt), andere früh ab (Andorra, Monaco), bei anderen wird endlos spekuliert (Bosnien, Mazedonien ). Die Sensation des Jahres ist wohl die Türkei, die nach 3 Jahren wieder zurückkehrt. Bis die Liste final steht, wird es noch einiges zu schreiben geben! Hurra!
7. 24h-Twitter-Meldungen in 59 Sekunden
Gehts auf die Eurovision-Woche zu oder sind wir in der Eurovision-Woche, dann explodiert der Twitter-Stream zu Themen rund um den Eurovision Song Contest. Grad im Moment ist es auch auf Twitter gähnend leer. Die Meldungen aus 24 Stunden lassen sich in nicht mal einer Minute durchscannen. Und oft findet sich kein Artikel, den man vertieft lesen könnte. FLAUTE!
8. Warten auf den 01.09.
Es ist wie Midsommer von IKEA, Silvester oder Rosh Hashana im jüdischen Kalender: Am 1. September 2015 beginnt offiziell das Eurovision-Jahr 2016. Wenn das nicht ein Grund ist, eine Party zu schmeissen! Und wieder mal mit gutem Gewissen die CD und DVD des ESC 2015 reinzuziehen …
9. Sensationen, die keine sind
Er tschuttet, sie macht Musik. Und nun will sie (Ronaldo’s Schwester) zum Eurovision Song Contest. Und nun berichten alle Eurovision-Medien darüber. Aber noch besser: auch nicht Eurovision-Medien berichten darüber (Spiegel!). Die Story ist so dünn wie die Eisschicht auf dem Lago Maggiore. Wir haben wohl beinahe den Boden des Lochs erreicht … (Das Foto von Cristiano Ronaldo diente übrigens nur dazu, hohe Klickraten zu erzielen.)
10. Berichterstattung über das Loch
Wenn man Artikel wie diesen schreibt, dann muss das Loch abgrundtief sein. Wir hoffen entsprechend, du hast den Artikel nicht bis hierhin gelesen … :-)
Bild: Blick.ch