Amsterdam, Melkweg-Konzerthalle, 20:30 Uhr, proppenvoll. Gespannt warteten die Hardcore-Eurovision-Fans auf 24 der 40 Acts, die am Eurovision Song Contest 2015 in Wien auftreten werden. Bis rund 23 Uhr zeigten die Künstlerinnen und Künstler am Eurovision in Concert, was sie können. Und ihr Können bestätigt: Es ist ein sehr guter Eurovision-Jahrgang.
Fulminant eröffnete Edsilia Rombley Eurovision in Concert 2015. Die niederländische Vertreterin an den Contests 1998 und 2007 sang ihren Hit «Hemel en Aarde», mit dem sie 1998 den vierten Platz belegte. Sie war auch die eine Hälfte des Moderatorenteams, das durch den Abend führte. Zu ihr gesellte sich Cornald Maas, der holländische Eurovision-Kommentator. Er etwas steif, sie etwas überdreht, lieferten die Fakten zu den Acts. Mehr gibt es über die Moderation leider nicht zu sagen.
Von Song zu Song besser
Gleich vorweg: Es ist ein sehr guter Eurovision-Jahrgang. Stimmlich überzeugen (fast) alle. Etwas abgefallen ist Monika Linkytė aus Litauen. Ihre Stimme will einfach nicht mit jener von Vaidas Baumila harmonieren… Generell spürte man anhand der Reaktionen des Publikums dennoch Unterschiede bei den Acts. Und die Qualität der Songs war auch in der Startreihenfolge bemerkbar. Die Veranstalter brachten nämlich selbst ihre gut spürbare Gewichtung in den Abend. Im ersten Drittel traten eher die Schwächeren auf, am Schluss die gehandelten Favoriten wie Måns Zelermlöw. Und dennoch: Auch zwischendrin gab es Perlen. «Finally I can say, yes I’m different and it’s okay» singt Bojana Stamenov in «Beauty Never Lies». Eine Zeile, die auch zum überwiegend schwulen Publikum passt. Aber nicht nur deswegen hat sie alle weggefegt. Sie hat eine unglaubliche Bühnenpräsenz, einen fantastischen Song und ihre Stimme ist sehr kräftig. Sie wird es weit schaffen am Eurovision Song Contest 2015.
Stark verbessert!
Jemand, der es bereits jetzt sehr weit geschafft hat, ist Deutschland’s Ann Sophie. Sie hat sich definitiv aus dem Dunst der Wirren um Deutschlands Entscheid bewegt. Sie machte den grössten Fortschritt, war sehr selbstsicher, bewegte sich gekonnt und sang hervorragend. Deutschland darf glücklich sein, von ihr repräsentiert zu werden. Ebenfalls gute Reaktionen im Publikum erzielten Mørland und Debrah Scarlett (die Rothaarige mit Schweizer Abstammung). «A Monster Like Me» ist ein Juwel unter den Balladen. Diese Aussage würde eigentlich auch zum Song «Hour Of The Wolf» des Aserbaidschaners Elnur Huseynov passen. Leider versagten hier die Tontechniker. Die sanfte Ballade war massiv zu laut, von Geniessen konnte keine Rede sein. Schade. Spätestens in Wien wird Huseynov zeigen können, was in ihm steckt. Und selbstverständlich kam auch Australien sehr gut an: Guy Sebastian lieferte mit «Tonight Again» eine tolle Performance.
Save the best for last
Ja, und dann kam da Måns. Er war für mich der «Hero» des Abends. Ich liebe diesen Song, ich mag seine Stimme, sein Lächeln, seine Ausstrahlung, seine Bühnenpräsenz. Das Publikum rastete aus. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dies in Wien und vor den Fernsehgeräten anders sein wird. Daran kann auch Lokalmatadorin Trijntje Oosterhuis nichts ändern. Wohlverstanden: «Walk Along» ist ein toller Song. Aber es wird schwierig sein, gegen Måns Zelmerlöw anzukommen. Und doch sind alle Acts des Abend am Eurovision in Concert «Heroes» für sich.
Die Startreihenfolge:
Edsilia Rombley – Hemel en Aarde 1998
1. Poland – Monika Kuszyñska – In the Name of Love
2. Montenegro – Knez – Adio
3. Latvia – Aminata – Love Injected
4. Moldova – Eduard Romanyuta – I Want Your Love
5. Greece – Maria-Elena Kyriakou – One Last Breath
6. Armenia – Elhaida Dani – I’m Alive
7. F.Y.R. Macedonia – Daniel Kajmakoski – Autumn Leaves
8. Hungary – Boggie – Wars For Nothing
9. United Kingdom – Electro Velvet – Still In Love With You
Pause
Edsilia Rombley – On Top Of The World 2007 in Dutch “Nooit Meer Zonder Jou”
10. Georgia – Nina Sublatti – Warrior
11. Belarus – Uzari & Maimuna – Time
12. Serbia – Bojana Stamenov – Beauty Never Lies
13. Cyprus – John Karayiannis – One Thing I Should Have Done
14. Germany – Ann Sophie – Black Smoke
15. France – Lisa Angell – N’Oubliez Pas
16. Israel – Nadav Guedj – Golden Boy
17. Slovenia – Maraaya – Here For You
Pause
18. Austria – The Makemakes – I Am Yours
19. Norway – Mørland & Debrah Scarlett – A Monster Like Me
20. Lithuania – Monika Linkyté & Vaidas Baumila – This Time
21. Azerbaijan – Elnur Huseynov – Hour Of The Wolf
22. Australia – Guy Sebastian – Tonight Again
23. Sweden – Måns Zelmerlöw – Heroes
24. The Netherlands – Trijntje Oosterhuis – Walk Alone
The Bobbysocks
Alle Bilder: douzepoints.ch